Donnerstag, 01. April 2010
Nachdem wir bis am Vorabend gearbeitet hatten, starteten wir
nach einer kurzen Schläfchen (auf Neudeutsch Power Napping) auf unsere Tour in
Richtung Süden. Obwohl am Mittwochabend noch Stau am Gotthard gemeldet worden
war, hatten wir freie Fahrt, was nachts um zwei ja auch so sein soll. Wir kamen
sehr zügig vorwärts, bei der ersten Dämmerung hatten wir Bologna bereits hinter
uns gelassen. Unser heutiges Ziel Ancona erreichten wir kurz nach acht Uhr, nur
drei Minuten nach der vom Routenplaner errechneten Zeit. Wir checkten fast als
erste ein und durften uns dann in die Poleposition der Wartelinie für die Fähre
stellen. Nun klappten wir die Sitze um und holten etwas vom verpassten Schlaf
der letzten Nacht nach.
Das Schiffshorn der einlaufenden Fähre Superfast VI holte uns aus den Träumen. Nach dem Auslad konnten erst die Fahrzeuge mit Ziel Patras verladen, bevor wir mit Ziel Igoumenitsa an der Reihe waren. Bei unserer Buchung hiess es, der Platz für Camping on Board sei schon voll, weshalb wir einen normalen Stellplatz und eine Kabine buchten. Wir wurden dann aber genau neben alle anderen Camper, die Camping on Board gebucht hatten gestellt. Egal, wir mussten etwas Schlaf aufholen, was wir auch bereits am Nachmittag taten. Gegen Abend setzten wir uns an Deck in die Sonne und genossen ein kühles Bier von der Bar. Später dislozierten wir ins Self-Service-Restaurant, welches im Gegensatz zur Fähre nach Sizilien im letzten Jahr wirklich hervorragend war. Ziemlich früh legten wir uns schlafen.
Karfreitag, 02. April 2010
Bereits um Viertel vor fünf Uhr klingelte der Wecker. Nach
einer ausgiebigen Dusche und dem Packen unserer Sachen gingen wir zum Bus,
worauf wir kurze Zeit später die Fähre in Igoumenitsa verlassen konnten. Direkt
vom Hafen weg ging es auf die Autobahn, wo wir noch im Dunkeln die Steigungen
der ersten Berge in Angriff nahmen. Unterwegs waren um diese Zeit nur Fahrzeuge
von der Fähre; einige Personenwagen und Lastwagen mit Zielen in Griechenland,
der Türkei, Bulgarien und dem Iran. Bei Metsovo verliessen wir die Autobahn um
über die Hauptstrasse nach Kalambaka zu kommen. Nur am Rande erwähnen wir hier,
dass es noch eine kürzere Route geben würde. Nicht schlecht staunten wir, als
wir schon nach kurzem an einem Wintersportgebiet vorbeifuhren. Den Pistenbully
am Strassenrand hätten wir in Griechenland nun wirklich nicht erwartet. An
etlichen Orten lag auch noch Schnee.
Skigebiet bei Metsovo
An einer Abzweigung hiess es dann plötzlich, dass unsere Strasse gesperrt sei, worauf wir einen grösseren Umweg machen mussten. Nach unzähligen Kurven und über einen 1500 Meter hohen Pass erreichten wir schliesslich doch noch Kalambaka. Da wir so früh gestartet waren, war es doch erst ca. zehn Uhr. In Kastraki checkten wir auf dem Camping Vrachos ein, der sehr gut mit Griechen besetzt war, vor allem Kletterer, Motorradfahrer und weitere junge Leute. Nach einem Imbiss schwangen wir uns auf unsere Velos und erklommen die kurvige Strasse zu den Meteora-Klöstern. Je höher wir fuhren umso mehr Wolken verschwanden und die grandiose Landschaft konnten wir schliesslich bei wolkenlosem Wetter geniessen.
Kloster Varlaam
Blick auf die Klöster Rousánou, Agios Nikólaos Anapavsás und Metamórphosis, auch
bekannt als Megálo Metéoro
Beim Kloster "Agía Triáda" liessen wir die Velos stehen und stiegen die vielen Stufen hinauf zu dem auf einem imposanten Felsen liegenden Kloster. Hier war auch Schauplatz eines James-Bond-Filmes ("In tödlicher Mission"). Etwas später kehrten wir um und durften jetzt die vielen Kurven hinunterfahren. Zwischendurch hielten wir immer wieder an und genossen den Blick auf die Klöster und Felsen, welche von frischem Grün und den vielen farbigen Blüten der Bäume eingefasst waren. Auf dem Camping lasen wir ein bisschen und machten ein kleines Nickerchen. Abends spazierten wir ins Dorf, wo wir in einem Restaurant Znacht assen.
Open-Air - Glockenstuhl beim Kloster Agía Triáda
Kloster Rousánou
Agios Nikólaos Anapavsás
Samstag, 03. April 2010
Der Tag begrüsste uns wolkenlos, wobei auch die Temperatur
entsprechend etwas tiefer war. Nachdem die Sonne aber hinter den Felsen empor
stieg, wurde es rasch wärmer. Wir hatten uns heute einiges an Fahrstrecke
vorgenommen um unserem eigentlichen Ziel, der Türkei ein gutes Stück näher zu
kommen. Kurz nach unserem Start kauften wir am Strassenrand noch etliche
Früchte. Auf der Autobahn kamen wir rasch vorwärts und nach dem Mittag
beschlossen wir, dass wir bei Kavala einen
Campingplatz aufsuchen. Den
Nachmittag verbrachten wir am Strand beim Lesen. Die Sonne war schon ziemlich
warm, aber der doch recht kühle Wind liess einen doch einen Pullover tragen.
Abends unterhielten wir uns auf dem Campingplatz noch mit einem Berner Ehepaar, die mit
ihrem Wohnwagen für 11 Monate in Europa unterwegs sind; von Italien, Griechenland
bis zu den Baltischen Staaten. Zusätzlich zur Sommerzeit kommt uns zu Gute, dass
Griechenland nochmals eine Stunde Zeitverschiebung hat und es deshalb bis fast
acht Uhr abends hell ist.
am
Strand bei Kavala
Ostersonntag, 04. April 2010
Nach dem Zmorge fuhren wir die Reststrecke bis zur Türkischen
Grenze. Trotz den vielen bewaffneten Soldaten auf beiden Seiten der Grenze waren
die Grenzformalitäten rasch erledigt; Stempel in beide Pässe, bei mir noch
zusätzlich einen für das Auto, wobei die Vollmacht, die meine Mutter als Besitzerin
des Campers unterschrieben hatte, in Form einer Kopie am Zoll deponiert wurde.
Nach rund einer Viertelstunde war alles vorbei und wir fuhren weiter. Bei Gelibolu mussten wir bereits tanken und machten zum ersten Mal Bekanntschaft mit
den hohen türkischen Benzinpreisen (für alle, die in der Schweiz klagen; 1 Liter
Benzin bleifrei kostet ca. CHF 2.75!). Dafür erhielten wir noch zwei Packungen
Kleenex und eine kostenlose Vollwäsche des Autos. Dabei kämpfte der Angestellte
trotz Vorwäsche und Hochdruckreiniger doch längere Zeit mit den zahlreichen
Insekten-Kadavern an der Front. Mit einem perfekt sauberen Bus (und Velos auf
dem Träger!) fuhren wir ins Städtchen Gelibolu, wo wir in einem Restaurant eine
gemischte Grillplatte genossen. Nicht fehlen durfte danach natürlich der
türkische Tee. Später verliessen wir das Städtchen, nicht ohne vorher bei einem
alten Mann rund ein Kilo frischer Erdbeeren erstanden zu haben.
Hafen von Gelibolu
an
der Dardanellen-Meerenge, im Vordergrund Europa - im Hintergrund Asien
Unser weitere Weg führte uns entlang der Küste der Dardanellen nach Eceabat, wo die Fähre über den Meeresarm gerade ablegen wollte. Wir bezahlten noch, die Rampe wurde wieder gesenkt und kaum waren wir auf dem Schiff legte es ab. In rund zwanzig Minuten schipperten wir von Europa nach Asien, wo wir in der Stadt Çanakkale anlegten. Etwas südlich davon, in Güzelyalı, fanden wir auf dem Camping Sun-San ein Plätzchen mit Sicht auf die Dardanellen und Europa. Pausenlos fuhren hier grosse Frachtschiffe vorbei. Später kam dann noch ein Paar in einem Landcruiser, die uns schon auf dem Camping in Kastraki gesehen hatten. Sie reisen während zweieinhalb Monaten von Deutschland über Italien, Griechenland, Türkei nach Syrien, Jordanien und Ägypten und wieder zurück, was auch noch ganz interessant tönt.
wir
verlassen den Europäischen Kontinent bei Eceabat
Sonnenuntergang über den Dardanellen
Ostermontag,
05.04.2010
Für den heutigen Tag hatten wir nur wenig
Wegstrecke geplant. Mit den vielen Kurven und zweimaligem Umkehren, da Karte,
GPS-Karte und Realität nicht übereinstimmten, waren wir doch eine ganze Weile
unterwegs. Wir durchfuhren auf dem Weg nach Assos viele Dörfer in einem
landwirtschaftlich geprägten Gebiet. Unterwegs kreuzten mehrmals Schaf- oder
Ziegenherden unseren Weg. Einmal stoppten wir wegen einer Schildkröte, die
gerade die Strasse überquerte.
Schildkröte überquert die Strasse
Storch am Strassenrand
Bergdorf
Gegen Mittag erreichten wir Behramkale, wo wir auf einem grossen Parkplatz in Richtung Assos, der auch mit Camping beschriftet war, unseren Bus abstellten. Nach einer kurzen Mittagspause machten wir uns auf den Weg hinauf auf den Hügel zu den Ruinen von Assos, einer gewaltigen Burganlage mit Stadtmauern, Theater, Gymnasium, Nekropolen und zuoberst den Überresten eines griechischen Athenatempels. Unterwegs entdeckten wie wieder eine Schildkröte, die sich sonnte. Zuoberst taten wir es der Schildkröte gleich, insbesondere da jetzt die letzten Wolken verschwunden waren. Wir genossen die herrliche Aussicht entlang der Küste und hinüber zur griechischen Insel Lesbos. Nach einer Weile spazierten wir durchs Dorf zurück zu unserem Camper, wo jetzt der Parkplatzverwalter wartete. Mit einer kleinen Gebühr konnten wir auch WC und Dusche benutzen, selbst Strom- und Wasseranschlüsse wären vorhanden gewesen.
schon wieder eine Schildkröte
Athena-Tempel in Assos
Behramkale
Blick auf unseren Bus mit herrlicher Aussicht auf die nördliche Ägäis
Wir setzten uns noch eine Weile vor den Bus und genossen die schöne Aussicht. Gegen Abend spazierten wir zum Hafen Assos, wo etliche Restaurants und Hotels sind. Jetzt in der Vorsaison waren fast keine Leute da. Die meisten Lokale waren aber geöffnet, so dass wir Lokal und Platz frei wählen konnten. Dabei wurden wir umso aufmerksamer mit türkischen Spezialitäten bedient. Nach Sonnenuntergang machten wir uns satt auf den Rückweg zum Bus, wo wir eine sehr ruhige Nacht verbrachten, was in der Hauptsaison definitiv anders sein dürfte.
Assos
kleine Abkürzung auf dem Rückweg
Dienstag, 06.04.2010
Nach dem Frühstück verliessen wir den
Platz und folgten der Küste in Richtung Westen. Neben vielen einfachen
Restaurants und Unterkünften fuhren wir an etlichen ganz primitiven
Campingplätzen vorbei, wo Bauern ihr Land direkt am Meer als Stellplatz
vermieten. Später säumten unzählige Ferienhäuser und Appartementanlagen die
Küstenstrasse. Unterwegs gingen wir in der Migros (türkisches Pendant zum
Schweizer Grossverteiler) einkaufen.
Unser heutiges Ziel war die Insel Alibey ausserhalb Ayvalik. Auf dem Ada-Camp, wo erst die Saisoneröffnungsarbeiten ausgeführt wurden, wählten wir einen Platz direkt am Meer. Aus dem geplanten Nachmittag mit Schnorcheln wurde leider nichts, da starker Wind ein Gewitter vorbei ziehen liess. Abends grillierten wir und mussten wegen dem Wind im Bus essen, genossen aber auch hier die Sicht auf die vielen Inselchen um Alibey und wiederum auf Lesbos. Leider waren die sanitären Anlagen noch nicht soweit vorbereitet, dass auch heisses Wasser zum Duschen vorhanden war. Da wir keine Lust bei den heute eher kühlen Aussentemperaturen auf eine totale Erfrischung hatten, begnügten wir uns mit dem Waschlappen.
Mittwoch, 07.04.2010
Heute morgen assen wir erneut im Bus, da
die nächtlichen Gewitter die Luft merklich abgekühlt hatten. Es war aber
praktisch windstill und nur allerkleinste Wellen erreichten den Strand vor
unserer "Haustüre". Wir verliessen unseren Panorama-Platz und fuhren Richtung
Süden. Gegen Mittag passierten wir die Grossstadt Izmir in Richtung Kuşadasi.
Izmir ist unheimlich dicht bebaut mit mehrstöckigen Häusern. Nach der sehr
kompakten Kernzone kommt bereits wieder hügeliges Gras- und Buschland. Vorbei an
Ephesos, irgendwie hatten wir schon wieder genügend "alte Steine" gesehen,
erreichten wir die Touristenmetropole Kuşadasi. Jetzt im April ist aber absolute
Nebensaison; auf dem
Campingplatz Yat waren wir alleine und in der Stadt überwiegten
noch ganz klar die Einheimischen. Nach einem Spaziergang zur Burginsel besuchten
wir die Altstadt, die über und über mit Touristenshops, Restaurants und anderen
Lokalen gefüllt ist. Abends gingen wir in ein Restaurant am Hafen essen. Wir wurden fürstlich bedient
und vom Geschmack des Knoblauchs und der vielen Zwiebeln werden wir wohl auch
noch am nächsten Tag etwas haben. Auf dem Rückweg konnten wir nach einem
stürmischen und teilweise regnerischen Tag einem schönen Sonnenuntergang
beiwohnen, wobei die Sonne im Meer "versank". Zudem fanden wir noch freie Wireless-Netze, wo wir uns über den neusten Stand der
Hochzeitsreise
von Sibylle und Martin erkundigen konnten.
Sonnenuntergang bei Kuşadasi
Donnerstag, 08.04.2010
Ein wolkenloser Himmel begrüsste uns heute morgen. Ich holte
beim "Supermarkt" nebenan frisches Brot, bevor wir in der Morgensonne gemütlich
"zmörgeleten". Später verliesen wir Kuşadasi
und fuhren zum Bafa-See. Vor Kapıkırı stellten wir den Bus ab und machten einen
längeren Spaziergang durch die eindrückliche Landschaft hinaus zu einigen Ruinen
der antiken karischen Stadt Herakleia. Nachdem uns zwei ältere Frauen die Gegend
erklärt hatten, wollten sie auch noch etwas verkaufen, wobei wir zwei
Kleinigkeiten erstanden. Darauf besichtigten wir noch einen Teil der sehr
eindrücklichen Felsengräber, die heute wegen dem gestiegenem Wasserspiegel zum
Teil unter der Wasseroberfläche liegen. Inzwischen waren einige Wolken
aufgezogen und wir kehrten zum Camper zurück. Wir verliessen diese tolle
Landschaft und tankten in Bafa noch auf, bevor wir südwärts fuhren.
Bafa - See
Storch
Ruinen der antiken karischen Stadt Herakleia
in den Fels geschlagene Gräber
Unser heutiges Ziel war Bodrum, welches wir beide schon von einem Tagesausflug von der Insel Kos her kennen. In Gümbet fanden wir mit Hilfe des GPS problemlos den Campingplatz Zetas. Einmal mehr waren wir auch hier alleine. Gemäss Angaben im Reiseführer wäre dieser Platz noch geschlossen. Es waren aber Leute da, die den Beach-Club am einrichten waren und meinten, dass der Campingplatz selbstverständlich schon offen wäre. Den Rest des Nachmittages verbrachten wir am Strand, der in der Hauptsaison hoffnungslos überfüllt sein muss. Ich nahm ein sehr erfrischendes Bad in der schönen Bucht. So gegen sechst Uhr machten wir uns auf in Richtung Bodrum. Mit einem Sammeltaxi "Dolmuş" fuhren wir ins Zentrum, wo wir uns entlang der Hafenpromenade die fast unzähligen Segelschiffe anschauten. Viele waren hier besonders gross und zu einem überwiegenden Anteil aus Holz gebaut. Wir fanden auch ein paar "Exoten"; einige in den USA registrierte Schiffe waren hier ebenfalls vertäut, wohl zur Überwinterung. Nach einem ausgedehnten Bummel setzten wir uns in ein Restaurant und bestellten verschiedene türkische Fleischspezialitäten, die uns hervorragend schmeckten. Auch für den "Heimweg" wählten wir wieder die Variante Sammeltaxi.
Hafen von Bodrum
Freitag, 09.04.2010
Entgegen der Ankündigungen im Reiseführer hatten wir eine sehr
ruhige Nacht, was wiederum mit unserer Reisezeit zu tun hat. Wir schliefen etwas
aus, frühstückten gemütlich unter den hohen Eukalyptus-Bäumen, erledigten den
Abwasch und füllten unsere Wasservorräte auf. Dann machten wir uns auf in den
Westen der Bodrum-Halbinsel nach Gümüşlük, einem kleinen Ort an einer schönen
Bucht. Wir spazierten entlang des Strandes und nach dem Durchqueren einer
Kuhherde fanden wir ein schönes Plätzchen am Kiesstrand vis-à-vis der
Restaurants des Örtchens. Hier genossen wir die Sonne und den wunderbaren Blick
über die Bucht. Gegen Abend kehrten wir zurück und fuhren über die Nordseite der
Halbinsel Richtung Osten zurück. Viele Buchten und Hügel der Halbinsel sind
leider mit unzähligen Ferienhäusern verbaut.
schöne Bucht in Gümüşlük
Aussicht auf der Bodrum-Halbinsel
Wir fuhren zurück nach Günverçinlik, wo wir beim Balik-Restaurant auf dem Campingplatz direkt am Meer ein lauschiges Plätzchen fanden; wobei es im Grunde genommen nur lauschig war, wenn auf der vierspurigen Strasse oberhalb kein Verkehr war. Der Platz ist auch eher einer der ganz einfachen Sorte, hatte aber Toiletten und eine Kaltwasserdusche. Die Aussicht war aber auf jeden Fall sehr schön - auch wenn wir sie zeitweise mit fünf Hunden teilten... Unsere vermutete Übersetzung für Balik hatte sich nicht bewahrheitet. Da bisher alle "Balik-Restaurants" (und von denen gibt es viele) an schönen Orten direkt am Meer lagen, nahmen wir an, dass es irgendwie Aussichtsrestaurant heissen müsse. Ein Blick ins Übersetzungsbuch klärte uns dann auf und von nun an wissen wir, dass dies Fisch-Restaurants sind.
Übernachten direkt am Wasser bei Günverçinlik
Samstag, 10.04.2010
Wir hatten eine etwas unruhige Nacht, da der
Strassenverkehr, kläffende Hunde und laute Schiffsmotoren unseren Schlaf
teilweise beeinträchtigten. Nach dem Frühstück fuhren wir erst zurück nach Milas
und von da in Richtung Fethiye. Schönste Landschaften wechselten teilweise
abrupt mit unglaublich grossen Steinbrüchen und Industrieanlagen. Meist aber
fuhren wir durch landwirtschaftlich genutztes Land. Am Strassenrand kauften wir
zwei Säcke voll mit Orangen und Grapefruits für sehr wenig Geld. Sofort war die
halbe Familie da um unsere Wünsche zu übersetzten. In Fethiye komplettierten wir
unsere Vorräte und nahmen den letzten Pass in Angriff, der uns zur Lagune von
Ölüdeniz führte, die wohl bekannteste Bucht der ganzen Türkei. Im Sommer müssen
sich hier wohl tausende Touristen einfinden, vorab wohl zumeist Engländer. Jetzt
aber war es noch ganz ruhig und wir fanden auf dem
Campingplatz Sugar Beach Club hervorragend Platz. Für
einmal waren wir nicht alleine; zwei Wohnmobile aus Deutschland und Belgien und
ein Paar mit dem Zelt waren ebenfalls noch als Gast hier. Nach einer kurzen
Mittagsverpflegung gingen wir an den Strand der Lagune, bevorzugten aber den
Strand beim Campingplatz und verzichteten auf einen Besuch der bekannten aber
kostenpflichtigen Halbinsel. Wenn der Wind zwischendurch etwas nachliess, war es
drückend heiss. Auch das Wasser war hier schon ziemlich warm - ich genoss auf
jeden Fall ein längeres Bad. Gegen Abend fuhren wir mit dem Velo den Weg um die
Lagune, bis wir zu Fuss weitergehen mussten.
traumhafte Bucht - Luftaufnahme (Quelle: Internet)
Eigentlich hätte ich ein Foto der Halbinsel im Abendlicht mit dem schönen türkisgrün-blauen Wasser machen wollen. Das dornige Gebüsch und der Wald am anderen Ufer waren sehr dicht und der steile rutschige Geröllhang tat sein übriges; ich erreicht den von mir angepeilten Felsen leider nicht innert nützlicher Frist. Dafür scheuchte ich mehrere Wildschweine auf, die sich ein paar Meter von mir auf und davon machten. Zurück beim Campingplatz genoss ich eine heisse Dusche, bevor wir, weil wir zum ersten Mal Strom bezogen, uns gemütlich ein Raclette genehmigten.
Sonntag, 11.04.2010
Nachts hatte es etwas geregnet, doch am Vormittag war es
vorerst wieder trocken. Wir räumten alles ein und verliessen darauf die Lagune
von Ölüdeniz. Das Wetter war und blieb trüb. Nach Kalkan fuhren wir schön
entlang der Küste und legten bei einem Strand, wo das Wasser in den
schillerndsten Farben zwischen grün und türkis leuchtete, unsere Mittagspause
ein.
In Kaş fuhren wir auf den gleichnamigen Campingplatz und fanden einen schönen Platz mit einer Top-Aussicht aufs Meer und aufs Städtchen. Leider wurde der Himmel immer dunkler und die Sicht immer schlechter, so dass wir nun drei Stunden bei Regen im Bus sassen. Beim Blick aus dem Fenster hätte man sich anhand des Wellengangs und des Wetters genauso gut in Schottland wähnen können! Gegen Abend hörte aber der Regen auf und wir machten uns auf ins nahe Städtchen Kaş. Wir schlenderten auf der Hafenmauer hinaus und entlang der Anlegestellen zurück. Einige Jachten aus Skandinavien und Mitteleuropa sowie aus den USA tümpelten neben den türkischen Schiffen im glasklaren Wasser vor sich hin. Einige Schiffe waren auch von Tauchstationen, wobei wir gleich für den nächsten Tag eine Fahrt inklusive Tauchgang verabredeten. Später spazierten wir durch die schöne Altstadt. Wir suchten uns ein Restaurant, wo wir einmal mehr ein türkisches Essen bestellten. Nach dem regenreichen Tag genossen wir das Znacht draussen, wenn auch die Temperatur nur bedingt mediterran war.
Montag, 12.04.2010
Wir erwachten bei
strahlend schönem Wetter - kein Wölkchen war am Himmel. Bei schon sommerlichen
Temperaturen genossen wir unser Zmorge mit Blick auf die Bucht und den
Insel-Archipel von Kaş.
Blick aus dem Bett...
beim Morgenessen
Ganz dicht vor der Küste liegt hier auch die griechische Insel Megisti, weitab aller anderen griechischen Inseln. Gestärkt machten wir uns auf Richtung Hafen. Schon bald konnten wir aufs Tauchschiff und ich erhielt einige Instruktionen. Meine Leihausrüstung war schon alles bereit und die Chefin erklärte mir noch einiges. Ich erhielt einen türkischen Tauchlehrer als Buddy, der keiner Fremdsprache mächtig ist. Aber unter Wasser spielt dies ja sowieso keine Rolle, da die Zeichen international gültig sind. Wir fuhren zu einigen Inselchen nahe der Insel Miei (Megisti). Bei "den zwei Brüdern" macht ich mich bereit, worauf wir ins glasklare Wasser sprangen. Sensationell war vor allem die gute Sicht unter Wasser. Tiere sahen wir eher wenig. Neben etlichen bunten Fischen entdeckten wir kleine Krebse, Seesterne, Überreste eines Schiffes und einen Oktopus. Nach dem Herausschälen aus der ganzen Ausrüstung wärmte ich mich auf Deck auf, wo Sibylle vom langen Geschaukel schon nicht mehr so wohl war. Wir genossen noch ein bisschen die Sonne und die tollen Farben des Meeres, der Inseln und des Himmels bevor wir die Rückfahrt antraten.
Insel Megisti
Kaş
In Kaş spazierten wir zum Campingplatz zurück, wo wir erst unsere hungrigen Bäuche zu besänftigen hatten. Den Rest des Nachmittages lagen wir an der Sonne und ich genoss ein erfischendes Bad im bewegten Meer. gegen Abend lief ein Schiff der türkischen Marine in die Bucht ein und legte an einer Boje ca. 300 Meter vor dem Campingplatz an. Dies liess hinderte uns nicht zum Znacht einiges an Fleisch auf den Grill zu legen und bei einem Glas Wein den schönen Abend zu geniessen.
Gasse in Kaş
Dienstag,
13.04.2010
Beim Morgenessen
war es schon fast hochsommerlich warm. Spätestens beim Zusammenräumen kamen wir
ins Schwitzen. In Kaş suchten wir noch kurz die Post auf um einige Postkarten
aufzugeben. Ausserhalb des Städtchen nahmen wir Sara und Carsten mit, zwei
Deutsche, die von Münster nach Afrika trampen. Ihr vorläufiges Ziel war in
Finike ein Schiff nach Zypern zu finden. Wir luden sie dort direkt am Hafen aus
(gut - er lag auch direkt an der Strasse...) und fuhren weiter. Nach einem
kleinen Einkaufsstopp fuhren wir hinauf in die Berge des Olympos Nationalparks.
Unser heutiges Ziel war Yanartaş bei Çirali. Wir parkten dort und erklommen nach
dem Entrichten einer kleinen Gebühr den steilen Wanderweg bis zu einer Ruine
einer Kirche. Dahinter lag das erste von zwei Flammenfeldern. Hier steigt seit
Jahrhunderten durch den Fels Erdgas an die Luft, wo sich das Gas entzündet. Bis
vor ca. 100 Jahren waren die Flammen noch viel grösser und sie dienten der
Schifffahrt als Signal. Ich hatte natürlich vorgesorgt und packte Bratpfanne,
Eier, Öl und Gewürze aus und hielt die Pfanne mittels eines Astes direkt über
eine austretende Flamme. im Nu hatten wir die ersten Spiegeleier gebraten und
wir genossen unser leicht verspätetes Zmittag. Später bereiteten wir noch einen
zweite Runde zu. Beim Essen genossen wir den Blick durch die Berge auf den
Strand von Çirali. Dort fuhren wir nach unserer Mittagsrast und dem Abstieg auch
hin. An einem grossen Strand legten wir uns in die sonne und genossen auch ein
Bad. Abends blieben wir gleich hier stehen, schauten der untergehenden Sonne bei
einem Apéro zu und bereiteten darauf unser Nachtessen zu. Als es komplett dunkel
wurde, konnten wir wieder die Flammen oben am Berg entdecken. Uns hat dieses
Naturspektakel sehr beeindruckt. An einigen Orten lief jetzt im Frühling etwas
Wasser über das Flammenfeld und in einem Gumpen brodelte es, aber das
aufsteigende Gas konnte sich wegen des Wassers nicht entzünden. Auch
beeindruckend war der Sternenhimmel. In Çirali bzw. hier am Strand hat es nur
wenig künstliche Lichtquellen, was die Sterne viel intensiver leuchten liess.
Unterwegs sehen wir Kırkpınar-Ringer (Öl-Ringkampf), Nationalsport in der Türkei
Spiegeleier braten bei Yanartaş
Mittwoch,
14.04.2010
Am Morgen war es
absolut windstill und das Meer lag ruhig vor uns. Da waren schon die ersten
Sonnenstrahlen beinahe heiss. Nach einem Frühstück direkt am Strand verliessen
wir den schönen Ort und fuhren weiter der Küste entlang.
einmal mehr - Blick aus dem Bett...
Vor Antalya kamen wir aus den Bergen hinaus und waren schon fast in der Stadt. Der Verkehr war etwas mühsam, da einen Umfahrung fehlt und etliche Lichtsignale ein flüssiges Vorwärtskommen verhindern, auch wenn es eine dreispurige Strasse (bei türkischer Verkehrsweise gibt das ab und zu auch einige Spuren mehr...) durch die Aussenbezirke war. Vorbei an unzähligen Hotelbetonbunkern, wo alle Pauschaltouristen aus ganz Europa liegen, gelangten wir nach Manavgat, Unterwegs kauften wir am Strassenrand noch Orangen und Erdbeeren. In Kizilot fuhren wir zum Nostalgie-Camping der zusammen mit einer Pension von einer Schweizerin mit ihrem Partner geführt wird. Nach einer Mittagspause vor unserem Bus, selbstverständlich mit Blick aufs Meer, machten wir uns zu einem Strandspaziergang in Richtung der grossen Hotels auf. Vor den grössten Hotels kehrten wir wieder um, da es beim dortigen Sand sehr mühsam zum Gehen war. Gegen Abend wurden wir von Verena zu Kaffee und Kuchen zusammen mit ihrem Mann Kamil und ihrer Angestellten Gül eingeladen. Sie erzählte uns aus ihrem Leben und viele Hintergründe zum Leben in der Türkei. Die erst sechzehnjährige Angestellte hat zum Beispiel einen ganz schwierigen Vater und in Mitteleuropa würde sie wohl schon längst durch das Sozialamt vom Vater getrennt sein. Da der Camping Wifi hatte, konnten wir übers iPhone auch die Reise von Martin und Sibylle verfolgen. Später kochten wir und schauten der untergehenden Sonne zu.
Donnerstag,
15.04.2010
Frisch verpflegt,
tankten wir noch kurz etwas Wasser auf und verabschiedeten uns dann von Verena.
In Alanya stockten wir in einem Einkaufszentrum unsere Vorräte auf, bevor wir
uns wieder auf den Weg machten. Heute kauften wir uns am Strassenrand Bananen,
da südlich von Alanya unzählige Bananenplantagen die Strasse auf beiden Seiten
säumten. Hier herrschen spezielle klimatische Bedingungen, die das Gebiet als
einziges in der Türkei für den Anbau von Bananen befähigen. Nach Gazipasa wurden
wir plötzlich von der Polizei zu Seite gewunken. Sibylle versicherte mir, dass
sie nicht zu schnell gefahren sei, insbesondere da uns Verena am morgen noch
gewarnt hatte. Der Polizist wollte die Ausweise sehen und erklärte uns auf
türkisch mit einigen Worten Englisch, dass wir zu schnell gefahren seien. Es
seien 88 km/h erlaubt und wir seien 91 km/h gefahren. Auf unsere Intervention,
dass aber 90 km/h erlaubt seien und wir wegen einem Kilometer zu schnell sicher
nicht 130 türkische Liren (ca. 100 Franken) bezahlen würden (dies sagten wir auf
Englisch und Schweizerdeutsch mit vielen Gebärden) und dies für den Tourismus in
der Türkei sicher nicht gut sei, griff der Chef zum Telefon. Irgendwann nach dem
Angeben aller möglichen Daten, unter anderen den Vornamen von Sibylles Vater,
erhielten wir die Ausweise und ein ausgefülltes Formular zurück. Wir drückten
dem Polizisten eine Tafel Schokolade in die Hände und konnten weiterfahren. Die
Polizisten sind in der Türkei nicht gerade gut entlöhnt und diese beiden
versuchten wohl einfach ihren Lohn durch uns Touristen etwas aufzubessern.
Nun ging es in unzähligen Kurven weiter durch bergiges Gebiet immer entlang der Küste. Zwischen dem Föhrenwald hatten wir immer wieder einen schönen Blick aufs Meer. Hier steht in jeder zweiten Kurve (eigentlich wie fast überall bisher an wichtigen Strassen) ein Verkaufsstand, eine Restaurant oder einfach ein Bauer, der versucht seine Erzeugnisse (hier vor allem Bananen, einige Orangen, Honig oder Nüsse) zu verkaufen. An einem Stand kauften wir als Mitbringsel nach Hause Honig ein.
blaues Meer an der Küste
In Anamur fuhren wir auf den Camping Dragon Mocamp, der direkt neben der gewaltigen Burganlage von Anamur liegt. Zu unserem Erstaunen waren wir nicht alleine, da ein pensioniertes deutsches Paar in ihrem VW-Bus ebenfalls hier verweilte. Sie erzählten uns etwas über ihre Reisen mit dem Campingbus nach Syrien, Jordanien, Ägypten und dem Iran. Den Nachmittag verbrachten wir vor dem Bus bzw. am Strand, was hier einmal mehr identisch ist. Bei einem Bad im Meer spülte ich mir die Haare nach meiner dringend nötig gewordenen Rasur aus dem Gesicht. Abends genossen wir einen windstillen Abend vor dem Bus mit Blick aufs Meer und lauschten dem Quaken unzähliger Frösche.
Gemüse- & Früchteplantagen in Treibhäusern (bis zu drei Tomatenernten im
Jahr...)
Burg "Mamure Kalesi"
Freitag,
16.04.2010
Wir verliessen
den Campingplatz (beim Bezahlen wurde ich noch auf einen Çay und Reisröllchen
eingeladen) und fuhren zur gerade nebenan gelegenen Burg "Mamure Kalesi". Im
Schlossgraben entdeckten wir unzählige Wasserschildröten und Frösche. Unser
Interesse hat auch der Angestellte für den Burgeintritt bemerkt. Er erzählte uns
viel zu den Schildkröten und zeigte uns eine Stelle, wo wir dutzende der Tiere
beim Sönnelen beobachten konnten. Hier bei der Burg gibt es drei Arten
Schildkröten; die bereits erwähnten Süsswasserschildkröten, dann die hier
überall vorkommenden Landschildkröten sowie die von Mai - Juli hier am Strand
Eier legenden Meeresschildkröten (Caretta caretta). Er zeigte uns ausserdem die Früchte vom
Maulbeerbaum und lud uns schliesslich zum Tee ein, wobei er uns stolz sein
Fotoalbum mit den Schildkröten und der Burg mit seinen Blumen zeigte.
Schliesslich besichtigten wir die Burg, die ursprünglich 36 Türme hatte und
dazwischen hohe Mauern mit Zinnen und dies in drei Ringen. Innerhalb der Burg
wurde noch eine Moschee gebaut, von deren Lautsprechern am Minarett wir schon am
frühen Morgen mit dem Gebetsruf beschallt wurden. Die ganze Burganlage ist sehr
imposant und liegt schön direkt am Meer. Beim Verlassen der alten Gemäuer
durften wir bei Reçep noch ins Gästebuch einen Eintrag vornehmen.
und schon wieder - Blick aus dem Bett...
Wasserschildkröten bei der Burg
Burg "Mamure Kalesi"
Nachher fuhren wir weiter nach Osten und bereits jetzt am Vormittag kündigte sich an, dass es sehr heiss werden würde heute. Bei der Fahrt entlang der Küste hat es teilweise sehr schöne Abschnitte, wo die Strasse hoch über dem Meer in unzähligen Kurven den Bergen entlang führt. Unterwegs picknickten wir an einem schönen Küstenabschnitt.
Vor Taşucu fuhren wir auf den Camping Akçakil, der sehr schön direkt am Meer liegt. Das saubere Wasser schimmerte intensiv türkis und gab ein schönes Bild ab zusammen mit dem weissen Kiesstrand. Neben einem Deutschen und einem Österreicher Wohnmobil, stand auch ein Fahrzeug mit Schweizer Nummer da. Als ich an den Rücklichtern erkannte, dass es sich um einen Duro handelt, musste ich sofort nachsehen. Ich traf eine dreiköpfige Familie aus dem Kanton Bern an die nun langsam auf dem Heimweg von einer knapp einjährigen Asienreise sind. Sie erzählten von ihren Erlebnissen aus China, Mongolei, Thailand und vielen weiteren asiatischen Ländern. Später gegen Abend kamen wir dann nochmals für einen Schwatz zusammen. Den Nachmittag verbrachten wir am Strand (wir standen heute leider nur in der zweiten Reihe...) mit Baden und Schnorcheln, wobei ich viele Fische sah. Auch auf dem Camping war tierisch etwas Los; ein Hahn mit seinen Hühnern stolzierte erst durchs Gelände und ruhte sich schliesslich unter unserem Auto aus. Daneben hüpfte abends eine Kröte über den Platz und selbstverständlich ist der obligatorische Hund nicht zu vergessen. Zum Znacht grillierten wir und genossen nach der Hitze von heute (über 30°C) die angenehme Temperatur am Abend. Gegen elf Uhr hatten wir immer noch 21°C, was definitiv unser wärmster Tag auf dieser Reise war.
Samstag,
17.04.2010
Da wir heute eine
grössere Fahrstrecke vor uns hatten, stärkten wir uns zum Zmorge mit
Spiegeleiern. Beim Zusammenräumen lief mir schon wieder der Schweiss von der
Stirn, da es bereits wieder ziemlich warm war. Bevor wir losfuhren schwatzten
wir noch eine Runde mit Brige, Dänu und Etienne. Wir liehen ihnen einer unserer
Reiseführer, da wir diesen nicht mehr benötigten. Sie erzählten nochmals ein
paar eindrückliche Episoden ihrer Reise. Eigentlich hätten wir noch lange
Gesprächsstoff gehabt, aber unsere Ferien gehen langsam aber sich dem Ende zu
und wir haben noch einiges geplant. So fuhren wir dann los. Nur mit einem
Erdbeer-Kauf-Stopp und einem Tankstopp nach Derinkuyu. Dieser Ort liegt bereits
in Kappadokien und hat eine unterirdische Stadt, wo sich vor Jahrhunderten
tausende Menschen mit einem ausgeklügelten System vor Angreifern verstecken
konnten. Die Gänge und Räume führten bis 5 Stockwerke unter den Erdboden, wobei
ein Grossteil gar noch nicht zugänglich ist. Nachdem wir uns in einem Beizli von
der teilweise doch ziemlich anstrengenden Besichtigung (lange gebücktes
Treppensteigen in engen und niedrigen Gängen) erholt hatten, fuhren wir nach
Uçhisar.
Dort hatten die früheren Bewohner in einem grossen Tuffstein-Felsen eine regelrechte Burg gebaut. Darum herum stehen zahlreiche Felsen, die früher bewohnt waren. Einige beherbergen auch heute noch meist Restaurants oder Pensionen. Hier erkundeten wir einen Grossteil der Felsen zu Fuss. Schliesslich fuhren wir durch Göreme zum Kaya Camping. Wir erkundigten uns für eine Ballonfahrt und für ein Restaurant zum Nachtessen. Der nette deutschsprachige Chef Yaşar empfahl uns ein Restaurant in seinem Wohnort Ortahisar, wo wir mit ihm per Taxi auch gleich hinfahren konnten. Das Dorf ist vor allem bekannt für seine vielen Früchtekeller. Um die 600 in den Fels geschlagene Höhlen werden genutzt um unzählige Früchte (Zitrusfrüchte, Äpfel, etc.) einzulagern und später in die ganze Türkei oder gar nach Europa zu liefern. Er führte uns gleich ins Restaurant Yenihisar und erklärte uns die Menus. Das Lokal war typisch nüchtern eingerichtet; Neonbeleuchtung, kitschige Bilder an den Wänden und ein Porträt Atatürks durfte auch nicht fehlen. Das Restaurant hatte ein Feuer, wo mein Spiess gebraten wurde und einen Holzofen, wo Sibylles Gemüse-Fleisch-Eintopf und das Brot gebacken wurde. Das Essen war sehr gut und überaus kostengünstig - für 20 Franken hatten wir zwei üppige Fleischmahlzeiten, Getränke, Dessert und einen Çay. Zum Abschluss erhielten wir in die Hände einen zünftigen Sprutz Kölnisch Wasser, was hier üblich ist um die Hände nach dem Essen wieder frisch duften lassen soll. Die Wirtsleute riefen nachher den Taxichauffeur wieder an, welcher uns nach einem weiteren Çay zurück zum Campingplatz fuhr.
Sonntag,
18.04.2010
Geweckt wurden
wir von einem Heissluftballon, der über unseren Bus schwebte und gerade etwas
"nachfeuerte". Wir hatten heute leider nicht teilnehmen können, da alles
ausgebucht war. Der Wetterbericht und die aktuelle Lage nach dem Zmorge waren ja
nicht gerade berauschend als wir mit dem Velo losfuhren. Als erstes besuchten
wir das Zemital, wo es überaus interessante Felsformationen zu bestaunen gab.
Später kraxelten wir auf den Wegen durch das Schwertertal, das mit etwas anderen
Gesteinsformationen, die früher zudem noch als Wohnraum oder Kirchen dienten und
daher ziemlich durchlöchert waren, versehen ist. Abseits der
Hauptaussichtspunkte waren wir weitgehend alleine unterwegs. Auf einen Besuch
des Göreme-Open-Air-Museums, das als UNESCO-Weltkulturerbe gilt, verzichteten
wir. Die zahlreichen Felsenkirchen wurden von unzähligen Bustouristen gestürmt.
Beim Vorbeifahren haben wir zeitweise bis 30 Reisebusse gezählt! Später radelten
wir ins Liebestal, wo zahlreiche phallusförmige Felsformationen in den Himmel
ragen. Durch das anstrengende Besichtigen müde geworden legten wir uns in einer
ruhigen Ecke etwas hin und machten ein "Chnörri". Anschliessend fuhren wir
zurück nach Göreme, wo wir im Kale Terrace Restaurant einen Kebab Potjie assen;
einen Eintopf mit Gemüse und Rindfleisch im Tontopf, der am Tisch zerschlagen
wird. Nachdem wir uns wieder gestärkt hatten, spazierten wir etwa durch den Ort
und schauten schliesslich das Dorf von einem Aussichtspunkt ganz oben auf einem
Hügel an. Nach einem Kaffeehalt und einem Broteinkauf radelten wir zurück,
mussten aber bei den
letzten paar hundert Metern zu Fuss gehen, da diese extrem
steil sind und zudem äusserst grobes Kopfsteinpflaster haben. Ziemlich geschafft
erreichten wir kurz vor sechs Uhr wieder den Campingplatz. Nach einer kurzen
Erfrischung schnappte ich mir nochmals mein Bike und die Kamera und ging in
einem nahen Tal noch einige Fotos bei bestem Abendlicht machen. Den Abend
verbrachten wir grösstenteils mit dem Drucken und Schreiben von Postkarten.
Blick vom Campingplatz. Im Vordergrund sind Reben (die hier eher dem Boden
entlang wachsen) für die bekannten Weine Kappadokiens
im
Zemi-Tal
im
Liebes-Tal
Göreme
Panorama - (anklicken für Grossansicht)
Montag, 19.04.2010
Bereits um fünf Uhr klingelte der Wecker
und ein Blick nach draussen beruhigte uns sehr - klarer Himmel und beinahe
windstill. Pünktlich wurden wir abgeholt und zum Startplatz der Ballone geführt.
Wie es schien war heute einiges los, den ca. 30 Heissluftballone wurden bereit
gemacht. Wir hatten einen "kleinen" Korb mit nur 12 Passagieren (andere hatten
bis 36!!!) und einem Pilot. Bei Sonnenaufgang hoben wir ab und schwebten davon.
Der Pilot war stets zu einem Scherz aufgelegt, hatte sein Metier aber voll im
Griff. Anders als in der Schweiz schweben die Ballone hier teilweise sehr tief,
z.T. sogar zwischen den Felsen hindurch. In den Tälern glitten wir knapp über
dem Boden, so dass wir einmal die Äste eines Baumes und einmal (bewusst) knapp
den Boden einer Abbruchkante berührten. Die Laute der mitfahrenden koreanischen
Passagiere verliehen dem ganzen einen sehr amüsanten Charakter. Nach dem
Liebestal heizte der Pilot ziemlich ein und wir stiegen 1000 Meter und schwebten
über den zwischenzeitlich aufgezogenen Wolken.
"unser" Ballon wird vorbereitet
Fahrt über Göreme
Fahrt durchs Liebestal
hatte dieser Bauer wohl etwas viel Raki intus?
Das mit der Landung klappte dann nicht ganz wie vorgesehen, denn der Wind wehte uns immer wieder davon und die Bodencrew musste in der zerklüfteten Landschaft einen neuen Landeplatz ausmachen. Die Landung selber war problemlos. Bei anderen Ballonen haben wir gesehen, dass diese sogar auf dem Anhänger für den Korb gelandet sind. Nachdem alle aus dem Korb gestiegen waren (das alleine war auch schon recht lustig anzusehen...) gab es einen Apéro, wo der Pilot freudig eine Flasche Sekt öffnete und nach Formel 1 - Manier die Fluggäste voll spritzte. Bei den Koreanern durfte selbstverständlich ein obligates Gruppenfoto nicht fehlen. Derjenige, der uns zwei noch fotografierte, trug zwar selber einen neue teure Kamera um den Hals, was aber nicht hiess, dass er über besonderes fotografisches Talent verfügt. Anschliessend wurden wir zurück gebracht, worauf wir erst einmal frühstückten. Im Laufe des Morgens fuhren wir dann los und kauften in Ürgüp nach einer Degustation noch etwas kappadokischen Wein. Darauf verliessen wir die spannende Landschaft und fuhren durch das relativ langweilige zentralanatolische Hochland nach Ankara.
Mit einer ausgedehnten Mittagspause erreichten wir Ankara, wo wir beim Esenboga Airport-Hotel, einem 5-Sterne-Kasten, auf dem Parkplatz übernachten konnten. Dieser ist offiziell als Campingplatz aufgeführt. Inklusive ist der Indoor- und Outdoor-Pool, Hamam, finnische Sauna und Kraftraum sowie Wireless-Internet in der Hotellobby. Der Swimmingpool im Garten war saisonbedingt leider noch nicht bereit, das Hallenbad am Montag wegen Reinigung geschlossen und auf den Rest hatten wir momentan "keinen Bock". Beim Nachtessen im Bus konnten wir dann beobachten wie hier am Rande einer Hauptstadt eine Kuhherde über eine sechsspurige Strasse und durch das Areal einer Tankstelle zum heimischen Stall getrieben wurde. Neben uns bauten zwei Männer einen PW-Anhänger in einem zu einem Einachstraktor passenden Anhänger um. Sie schmirgelten und schweissten dies alles auf dem Parkplatz des Nobelhotels, wobei wir auch nicht wissen wann genau diese fünf Sterne vergeben worden sind. Auf jeden Fall aber ist das Personal äusserst hilfsbereit. So waren wir bestens gerüstet für eine ruhige Nacht unmittelbar in der Anflugschneise des Flughafens. Gut, wir sind wohl momentan diejenigen, die wegen der Aschwolke des Vulkans Eyjafjallajökull in Island vom Flugverbot in Westeuropa profitieren.
Dienstag, 20.04.2010
Trotz des Flugverkehrs hatten wir sehr gut
geschlafen. Nach dem morgendlichen Gang durch die Hotellobby zur Toilette und
dem Frühstück ging es los nach Istanbul. Etwas mehr als 400 Kilometer lagen vor
uns. Das Wetter war ziemlich trüb und einige Male hatten wir zum Teil sehr
starken Regen. Bei Izmit erreichten wir wieder das Meer, diesmal das Marmarameer. An
dieser Küste gibt es sehr viel Industrie, weshalb hier der Himmel durch einen
braunen Dunst zusätzlich zu den Wolken verdeckt wurde. Obwohl der Verkehr in
dieser Region sehr stark zunahm, kamen wir gut vorwärts. Schon bald überquerten
wie die
Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke über den Bosporus und verliessen den asiatischen
Kontinent und erreichten wieder den europäischen Teil der Türkei.
Problemlos fanden wir den gut ausgeschilderten Weg über Sariyer nach Kilyos, wo wir auf dem Mistik-Camping Platz fanden . Ein Angestellter lotste mich auf einen Platz, worauf wir prompt in der vom Regen aufgeweichten Wiese stecken blieben. Der Angestellte und ich verhandelten zusammen, er auf türkisch - ich auf schweizerdeutsch, unterstützt durch Handzeichen. Mit Sibylle am Steuer und zwei Schaufeln Kies, war der Bus nach kurzem wieder frei. Da einiges an Erdreich am Bus und an unseren Beinen klebte, musste der Angestellte die fehlende Erde mit einer Schubkarre Kies ersetzen. Nach einem Imbiss schauten wir uns den Ort ein bisschen an, suchten die Bushaltestelle und machten einen Abstecher zum Strand am Schwarzen Meer. Später genossen wir ein feines Raclette und verhinderten nebenbei, dass ein französisches Ehepaar mit ihrem Wohnmobil ebenfalls versank.
Mittwoch, 21.04.2010
Heute gab es früher als üblich Tagwache.
Nach einem Mini-Zmorge spazierten wir im Regen zur Bushaltestelle. Mit einem
Kleinbus, der aber gut gefüllt war gelangten wir nach Saryier. Nach einem Besuch
beim Bäcker und auf der Post warteten wir an der Schiffsstation Sesam-Kringel -
essend auf die Fähre. Das Schnellboot brachte uns in einer halben Stunde auf dem
Bosporus zum Istanbuler Stadtteil Kabataş, von wo wir zu Fuss nach Eminönü
gingen. Auf der Galata-Brücke über das Goldene Horn schauten wir den Dutzenden
Fischern beim Angeln zu, bevor wir uns ins Gewühl des Bazars stürzten. Erst
erledigten wir unsere Kaufaufträge an Gewürzen und Tee. Dabei gelangten wir an
einen Deutschsprechenden Händler, der uns zum Apfeltee einlud und uns die
Vorzüge aller seiner Waren noch versuchte zu präsentieren. Spannend war dann das
Viertel wo fast ausschliesslich Türken ihre Kleider kaufen. Der alte Bazar ist
zwar schön anzusehen aber doch sehr auf Touristen ausgerichtet. Langsam waren
wir hungrig geworden und wir setzten uns in ein Restaurant und liessen uns Kebab
bringen.
Blaue Mosche oder
Sultan-Ahmed-Mosche
Cisterna Basilica (türk.: Yerebatan Sarnıcı),
war übrigens auch Drehort für den James Bond Film "Liebesgrüsse aus
Moskau"
Fischer auf der Galata-Brücke am Goldenen Horn
Nachmittags besichtigten wir die sehr schöne blaue Moschee. Dies geschieht selbstverständlich ohne Schuhe, welche in einer Plastiktüte mitgetragen werden. Die Moschee war sehr gut besucht u.a. auch von etlichen Reisegruppe eines ankernden Kreuzfahrtschiffes und etlicher Schulklassen. Dabei herrschte ein ziemlich strenger käsiger Geruch im Raum unter der riesigen Kuppel. Im schönen Park (eine Kombination von Tulpen und Palmen sieht man nicht sehr häufig!) nutzten wir für einige Abklärungen das Gratis-Wifi. Nach einem Besuch in der riesigen alten Zisterne, die für mich sehr beeindruckend war, liess ich von einem Messerschleifer mein Taschenmesser frisch schärfen. Durch den Bazar schlenderten wir zur Tramhaltestelle Eminönü, worauf wir nach Kabataş fuhren. Zu Fuss gingen wir in den Stadtteil Besiktaş, wo wir nach etwas herumschlendern einen kleinen Happen Znacht assen. Vom Busbahnhof bei der Schiffsanlegestelle (wo übrigens das berühmte Schiff "Rainbow Warrior" der Greenpeace vertäut lag) gelangten wir mit dem Bus zurück nach Sariyer - für einen Franken 1 1/2 Stunden Fahrt! In Sariyer erreichten wir glücklicherweise gleich den Anschlussbus nach Kilyos. Kaum auf dem Campingplatz angekommen, sprach uns schon ein deutsches Paar an, wie man von hier nach Istanbul kommt. Da wir beide Möglichkeiten getestet hatten, konnten wir als Fastprofis natürlich ausführlich Auskunft geben. Später machten wir für morgen einen ungefähren Treffpunkt mit Sibylle und Martin in Bulgarien ab. Sie sind auf ihrer Hochzeitsreise mit dem Velo nach China - und da wir schon "in der Nähe" sind, unternehmen wir diesen Abstecher nach Bulgarien.
Donnerstag, 22.04.2010
Nach dem Frühstück packten wir und
bezahlten beim anwesenden Senior, der nur türkisch sprach. Aber mit Händen und
Notizblock war dies kein Problem. Im Dorf Kylios kauften wir ein. Das erste
Geschäft war im Untergeschoss der Moschee, weshalb es vermutlich keinen Alkohol
im Angebot hatte. So kaufte ich Bier und Raki im Geschäft nebenan. Nachdem auch
noch unser Tank gefüllt war, fuhren wir los in Richtung Edirne. Bis dahin kamen
wir gut vorwärts. Der riesige türkische Zoll war kein Problem, bei nur gerade
zwei anwesenden Autos auch nicht weiter verwunderlich. Beim Zoll von Bulgarien
dauerte das schon etwas länger. Zwischen den beiden Grenzstationen steht ein
Einkaufszentrum, wo viele Bulgaren ihre grossen Einkäufe tätigen. Bei nur zwei
offenen Schaltern und durch die Kontrolle jedes Autos (Kofferraum + z.T.
Motorhaube offen...), dauerte dies eine Weile. Dass der Autofahrer vor uns an
seinem Mercedes das türkische Nummernschild entfernte und durch ein bulgarisches
ersetzte, interessierte niemanden. Bei uns schaute nur ein Zollbeamter kurz
durchs Fenster und weiter ging es.
Occasions-Tankstelle mit alter Anschrift in D-Mark
Als erstes mussten wir in Bulgarien eine Strassenvignette kaufen. Dann fuhren wir durch eine Gegen mit sehr maroden oder zerfallenen Häusern. Auch die in der Karte eingezeichnete Autobahn fehlte, bzw. war erst zur Hälfte vorhanden. Wir wollten von den günstigeren Benzinpreisen profitieren und fanden doch eine Tankstelle mit Benzin, bei denen aber das Kartenlesegerät trotz übergrossen Klebern nicht funktionierte oder gar nicht vorhanden war. So bezahlte ich mangels bulgarischen Lew in Euro und türkischen Lire. Weiter ging es meist auf Landstrassen. Durch den ganzen Lastwagentransitverkehr von der Türkei ging es nicht so schnell vorwärts. Umleitungen und der allgemeine Strassenzustand gaben den Rest. In Karlovo tankten wir erneut, da wir nicht ganz sicher waren, ob wir noch genügend Treibstoff haben, da die Tankuhr nur sporadisch funktioniert. Wie an vielen Orten kam auch an dieser Tankstelle Occasionsmaterial aus Westeuropa zum Einsatz; so war die Währungsangabe auf der Tanksäule in D-Mark. Bei vielen Lastwagen waren noch die ehemaligen Firmenaufschriften komplett oder zumindest lesbar vorhanden. Darunter etliche auch aus der Schweiz. Nach dem Tanken riefen wir kurz Sibylle und Martin an um nach dem aktuellen Standort zu fragen. Wir hatten vereinbart, dass wir uns auf de Strasse 6 von Karlovo in Richtung Westen treffen. Ca. einen Kilometer nach einem Pass vor Pirdop entdeckten wir die beiden Velofahrer. Es gab natürlich ein grosses Hallo. Auf der Passhöhe fanden wir einen idealen etwas abgelegenen Übernachtungsplatz auf einer Wiese zwischen zwei Waldstücken. Wir fuhren vor und bereiteten einen Welcome-Apéro mit einem grossen Bier vor, hatten sie doch heute schon über 1000 Höhenmeter in den Beinen. Selbstverständlich hatten wir uns viel zu erzählen, was wir nach aufgebautem Zelt beim Grillieren und Essen auch ausführlich taten.
Freitag, 23.04.2010
Es war eine sehr ruhige aber ziemlich
kühle Nacht. Die Wolken vom Abend hatten sich verzogen und die Morgensonne
weckte uns. Bevor wir abreisten gaben wir ihnen noch den einen oder anderen Tipp
für die Türkei und wechselten unsere restlichen türkischen Lire in Schweizer
Franken.
Bulgarien oder Schweiz?
Nach der Verabschiedung fuhren wir los. Bald schon hielt uns der bulgarische Strassenzustand von unserem Zeitplan ab; unzählige Schlaglöcher, davon nicht wenige 20 cm tief oder tiefer, liessen einen doch ziemlich vorsichtig fahren. Dem einen oder anderen Pferdefuhrwerk hatten wir selbstverständlich auch auszuweichen. Eigentlich haben nur die neuen von der EU bezahlten Strassen ihren Namen auch verdient. Irgendwann mussten wir unsere Zeitplanung komplett über den Haufen werfen, fanden aber nach vergeblicher Campingplatzsuche südlich Thessaloniki bei einer Taverne einen Parkplatz am Meer. Der Wirt hatte fast vier Jahrzehnte in Deutschland gelebt und sich nun hier einen Traum verwirklicht. Obwohl unsere Euro-Vorräte langsam zur Neige gingen, wurden wir hier bestens bewirtet mit Tzatziki, Salat, frischem Fisch und Pommes Frites. Der Wirt hätte uns sogar Strom angeboten und die Toiletten durften wir auch nach unserem Besuch in der Taverne benützen. Dies hätte er auch nicht verhindern können, da abschliessbare Türen fehlten. Gut gesättigt und mit zahlreichen Hintergrundinformationen zum Leben in Griechenland versehen, kehrten wir zum Bus zurück. Dass Griechenland ja momentan quasi einen Staatsbankrott hat, zeigte sich uns heute auch unterwegs; kilometerlange Strassenbaustellen waren verwaist - keine Maschine oder kein Arbeiter war irgendwo am Arbeiten. Nur die überaus üppig dimensionierte Beschilderung war glücklicherweise noch vorhanden. Mit live gespielten und gesungenem Sirtaki aus der Taverne im Hintergrund schliefen wir schon bald ein.
Samstag, 24.04.2010
Der Himmel war an diesem Morgen stark
bewölkt. Kurz nach unserer Abfahrt regnete es gar teilweise in Strömen. Bei der
einzigen Autobahnzahlstelle auf unserer Route durch Griechenland prellten wir
den sowieso schon fast bankrotten Staat um 70 Cent. Unseres Eurovorräte waren
auf einem Tiefpunkt angelangt und einen Bankomaten hatten wir diesen Morgen
nicht gefunden, so dass wir der Dame am Schalter die geforderten 2 Euro leider
nur knapp mit einen Handvoll Kleingeld geben konnten. Bei Kozani fanden wir eine
Tankstelle, bei der wir mit Kreditkarte bezahlen konnten (bei den ersten drei
angefahrenen Tankstellen war dies nicht möglich). Dazu kauften wir letzte
Vorräte ein. Tankstellen findet man auf dieser Strecke sowieso meist nur abseits
der Autobahn. Gegen Igoumenitsa besserte sich das Wetter stets, so dass wir
nördlich des Städtchens an einen schönen Strand fuhren und nach dem Mittagessen
noch gemütlich die Sonne und ein letztes Bad im Meer genossen. Gegen Abend
fuhren wir zum Hafen, wo wir eincheckten. Hier begann das Malheur. Da das
Online-Buchungssystem der Fährgesellschaft unsere gewählte Kategorie "Camping on
Board" von sich aus geändert hatte, ergab sich eine Riesentheater am Schalter.
Die ersten Fahrzeuge waren schon am Einladen als wir endlich unsere Tickets
erhielten, nach einer Nachzahlung selbstverständlich. Endlich auf dem Schiff gingen wir im
Restaurant essen und genehmigten uns in der Bar noch einen Schlummertrunk bevor
wir ins schwankende Bett gingen, wobei das Schwanken definitiv nicht vom
Schlummertrunk herrührte...
Strand in Igoumenitsa
Sonntag, 25.04.2010
Den Morgen verbrachten wir gemütlich
lesend vor dem Bus. Um die Mittagszeit erreichten wir Ancona, wo wir direkt die
Heimreise antraten. Obwohl ziemlich viel Verkehr unterwegs war, kamen wir
erstaunlich gut vorwärts. Erst ein Pannenfahrzeug im Gotthardtunnel liess uns
einen halbe Stunde vor dem Tunnelportal warten. So gegen acht Uhr kamen wir zu
Hause an, wo wir gleich bei Sibylles Bruder zum Znacht eingeladen wurden, wo wir
noch die vielen Erlebnisse unserer Reise erzählen konnten.
unsere Route:
ein paar Zahlen:
gefahrene Strecke: 6'862 km
verbrauchtes Benzin: 912 Liter
Verbrauch pro 100 km: ca. 13.3 Liter
Reisekosten: ca. 2'900.00 CHF/Person
Informationen:
Karte: Türkei - World Mapping Project (Reise Know How - Verlag)
Reiseführer: Michael Müller - Verlag: Türkei + Türkische Riviera/Kappadokien
Reiseführer: Reise Know How - Verlag: Istanbul
Reiseführer: WOMO-Verlag: Mit dem Wohnmobil durch die Türkei Teil 1. Der Westen
Literatur: Reise Know How - Verlag: Kauderwelsch, Türkisch Wort für Wort
Literatur: Gebrauchsanweisung für die Türkei, Iris Alanyali
Navigation:
Neben der Karte benützten wir ein Navigationssystem Garmin Street Pilot III.
GPS-Koordinaten und Campingplatzverzeichnis (alle Angaben ohne Gewähr)