Mittwoch,
21.02.2007
Kurz nach vier
Uhr piepste der Wecker und gab den Startschuss für unsere Reise mit dem
Wohnmobil nach Marokko. Wir packten die letzten Sachen in den Bus und fuhren
los. Da ich vor ein paar Tagen vergessen hatte das Licht auszuschalten, musste
ich den Bus am Montag beim Packen erst überbrücken. So hängte ich dann gestern
das Ladegerät an. Trotzdem wollte der Motor heute erst nicht starten. Erst beim
zweiten Versuch sprang er an. Wir fuhren auf der Autobahn A1 in Richtung
Westschweiz. Nach Lausanne tankten wir noch kurz und hatten prompt wieder
Probleme beim Starten. Also suchten wir in Genf eine Garage auf, wo aber der Bus
keine Probleme zeigte. Einigermassen beruhigt verliessen wir die Schweiz und
fuhren durch Frankreich nach Süden. Bei unseren Pausen bangten wir immer darum,
dass wir anschliessend wieder weiterfahren konnten. So gegen 14 Uhr erreichten
wir Sète, wo wir nochmals eine VW-Garage aufsuchten. Da aber auch hier das
Starten kein grosses Problem war und der Garagist uns erst einen Termin am
Freitag versprechen konnte, fuhren wir zum Hafen. Dort stellten wir uns in die
Warteschlange und checkten anschliessend auf die Fähre ein. Um halb fünf Uhr
begann dann schliesslich der Verladevorgang, der ziemlich unkoordiniert vor sich
ging. Nach der Passkontrolle erhielten wir unseren Platz fast als letzte
zugewiesen. Wir parkten im Bauch der estnischen Fähre „Fantaasia“ der Tallink
(die Comanav-Fähre war wohl in Revision) und erhielten darauf an der Récéption
die Schlüsselkarten für unsere Kabine. Anschliessend reservierten wir im
Restaurant unsere Plätze fürs Znacht. Pünktlich um 19 Uhr verliessen wir den
Hafen, womit wir nach der langwierigen Verladung eigentlich nicht gerechnet
hatten. Nach dem Auslaufen genehmigten wir uns in der Bar einen Drink. Die
Passagiere auf dem Schiff waren zur Hälfte Marokkaner und zur Hälfte
französische Touristen, welche aber fast allesamt das Pensionsalter erreicht
haben und mit dem Car oder dem Wohnmobil unterwegs waren. Beim Essen sassen wir
mit zwei französischen Paaren am Tisch, die einen Wohnmobilisten (Frührentner)
und die anderen etwas älter als wir und mit Geländewagen und Dachzelt unterwegs.
Nach dem Znacht zogen wir uns dann bald in unsere Kabine zurück, wo wir schon
bald darauf einschliefen.
Donnerstag,
22.02.2007
Sibylle weckte
mich heute mit einem Kuss und einer süssen Überraschung zu meinem Geburtstag.
Ihre Mutter hatte extra eine Rüeblitorte mit einer zuckersüssen Glasur und
vielen Marzipan-Rüebli gebacken. Da wir das Zmorge sowieso verschlafen hatten,
genehmigten wir uns im Bett noch ein Stückenchen Torte. Unser heutiger
Tagesablauf auf dem Schiff beschränkte sich auf Rätsel lösen, Essen und
Schlafen. Im späteren Morgen konnten wir bereits die ersten Grenzformalitäten
für die Einreise in Marokko erledigen. Auch nach dem Zmittag genehmigten wir uns
ein ausgedehntes Schläfchen. Da das Wetter nicht besonders schön war,
verbrachten wir die meiste Zeit im Innern der Fähre. Zudem schwankte es
zeitweilig doch auch ziemlich. Das Nachtessen war dann doch eher etwas speziell;
nach einer Minestrone wurde uns ein Teller mit Schaffleisch und heissen
gedörrten Pflaumen und Aprikosen, dekoriert mit Sesamsamen, serviert. Es war
doch reichlich gewöhnungsbedürftig und ich hatte nach dem halben Teller „genug“.
Abends spielte in der einen Bar noch eine marokkanische Tanzkapelle. Speziell
auf dem Schiff war auch, dass ein Raum für die Muslime mit Teppichen ausgelegt
und so zum Gebetsraum umfunktioniert wurde.
Freitag,
23.02.2007
Statt um elf Uhr
wurde unsere Ankunft nun auf 13 Uhr vorhergesagt. So hatten wir noch genügend
Zeit. Unterwegs sahen wir noch einige Delphine, die unser Schiff ein Stück weit
begleiteten. Bis wir dann die Fähre verlassen konnten, unser Bus sprang auch
nicht gleich an, war es schon etwas später. Zum ersten Defekt kam jetzt noch ein
Pfeifton mit der Kupplung dazu. Sie pfiff zwischendurch beim Treten ziemlich
laut. Nach den Zollformalitäten verliessen wir das Hafengelände und machten uns
auf in die ungewohnte Stadt Tanger. Hier im Norden des afrikanischen Kontinentes
war doch einiges ziemlich anders. Wir suchten erste eine VW-Garage, die wir nach
Nachfragen und etwas Suchen auch fanden. Die Dame im Verkaufslokal zeigte uns
den Weg zur Garage, die inmitten der Innenstadt lag. Aber da konnten oder
wollten sie uns nicht helfen und verwiesen uns nach Ceuta, der spanischen
Enklave. Wir wollten uns die Grenzformalitäten nicht nochmals antun und so
beschlossen wir nach Assilah, einem Städtchen etwa 30 Kilometer südlich von
Tanger zu fahren und dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Von dort riefen
wir die Garage zu Hause an (da bei Totalmobil niemand das Telefon abnahm). Ich
schilderte dem Garagisten das Problem und er beruhigte uns, dass wir keinen
weiteren Schaden anrichten und so weiterfahren können. Einigermassen beruhigt
brachen wir zu einem Spaziergang entlang der der Strandpromenade auf. Der Himmel
war ziemlich trüb und an die Hafenmauer brachen meterhohe Wellen. Zurück auf dem
Campingplatz kochten wir uns Znacht und begaben uns schon ziemlich früh zur Ruh.
Samstag,
24.02.2007
Wir schliefen
gut. Auch den Muezzin, der am frühen Morgen über Lautsprecher von seiner Moschee
hinunter rief hörten wir nur mit einem Ohr. Nach dem Zmorge packten wir alles
ein und bereiteten uns für die Abfahrt vor. Prompt konnten wir den Motor nicht
starten. Mit Hilfe unseres Campingnachbars schoben wir den Bus auf den Weg.
Inzwischen waren ca. 7-8 pensionierte Franzosen (allesamt längere Zeit mit dem
Camper unterwegs) vor Ort und halfen uns das Auto anschieben. Dabei hatte jeder
den besseren Tipp und alle waren stolz aus beiden jungen ihr Können zu beweisen.
Wir waren auf jeden Falldankbar für die tatkräftige Hilfe und verliessen darauf
den Campingplatz. Unsere Route führte uns Richtung Süden nach Meknes. Unterwegs
lernten wir einen Teil Marokkos kennen; viele Schaf- und Ziegenherden wurden von
ihren Besitzern entlang der Strasse gehütet. Esel sind immer noch ein sehr
beliebtes Transportmittel. Es hat überall immer viele Leute am Arbeiten auf den
Feldern oder solche, die gerade Pause machen. Die Polizei macht vor jeder
grösseren Ortschaft Kontrolle. Wir durften jedoch meist problemlos weiterfahren.
Unterwegs tankten wir voll und prompt wollte uns auch ein Händler Orangen
verkaufen. Da wir aber noch welche hatten, lehnten wir dankend ab. Die Fahrt war
recht interessant und schon bald erreichten wir Meknes. Als wir nach dem Weg zum
Campingplatz auf unsere Karte schauen wollten, hielt schon ein Touristenführer
auf seinem Mofa neben uns an und anerbot sich uns zum Campingplatz zu führen.
Dabei sprach er fehlerfreies Italienisch, dass vor allem Sibylle besser verstand
als sein Französisch. Wir folgten ihm und schon bald standen wir auf dem
gesuchten Platz, den wir aber ohne ihn wohl noch länger gesucht hätten.
Eigentlich hätte er uns auch gerne noch eine Stadtführung verkauft, was wir
jedoch nicht beanspruchten. Nach einer Mittagspause in der warmen Sonne (über
20°C!) machten wir uns zu Fuss auf in die Altstadt. Entlang des Königspalastes
kamen wir erst auf den „Place El Hedim“. Von dort spazierten wir auf engen
Gässchen durch die Medina, wo allerhand Kleider, Stoff und Schuhe feilgeboten
wurde. Zurück auf dem grossen Platz genehmigten wir uns in einem Restaurant
etwas zu trinken und machten uns darauf noch in einen anderen Teil des Souks
auf. Hier wurde in einer riesigen Menge von Leuten fast alles verkauft; von
Gewürzen über Datteln und Nüsse bis hin zu Geschirr, Gemüse und Werkzeug. In
einem speziellen Teil des Souks fertigten Handwerker Tische, Stühle, Betten und
vieles mehr an. Sie hobelten, drechselten und schweissten zum Teil sitzend am
Boden und in Werkstätten, die wenn überhaupt nur wenige Quadratmeter gross
waren. Wir fühlten uns hier um Jahre wenn nicht Jahrhunderte zurückversetzt. Ein
alter Mann verkaufte unterwegs direkt aus Körben von seinem Fahrrad kiloweise
lebende Schnecken, die wohl hier als eine Art Delikatessen gelten. Der ganze
Souk war sehr eindrücklich, da wir auch fast die einzigen Ausländer hier waren.
Doch die vielen Eindrücke und Düfte sowie die vielen Menschen machten uns müde
und so kehrten wir langsam wieder zum Campingplatz zurück. Nach einer kalten
Dusche kochten wir uns Znacht und versuchten bei einem feinen Essen die vielen
Eindrücke zu verarbeiten.
Sonntag,
25.02.07
Zum Zmorge konnte
ich im kleinen „Lädeli“ des Campingplatzes frische Baguetten kaufen. Nachdem wir
für die Abreise bereit waren, liessen wir den Bus rollen und darauf die Kupplung
„schletzen, so dass der Motor nach dem kleinen Abhang ansprang. Wir fuhren dann
in Richtung Fes. Unterwegs kauften wir für ca. 2 Franken 1 Kilo Tomaten, 1 Kilo
Peperoni und dein halbes Kilo Gurken, alles frisch vom Feld. In der Ziemlich
grossen Stadt Fes fanden wir dann nach einmaligem Fragen bei einem Polizisten
rasch den Campingplatz „Le Diamant Vert“. Der Mann an der Récéption konnte sogar
Deutsch und erklärte uns alles sehr genau. Zuerst assen wir etwas Zmittag und
genossen die Sonne bei ca. 25°C. Um halb zwei Uhr machten wir uns dann auf in
Richtung Zentrum. Mit dem Bus fuhren wir bis in die Neustadt, wo wir ein kleines
Taxi bis zur Medina (Altstadt) nahmen. Entgegen aller Empfehlungen (Mann an der
Récéption, Camper-Ehepaar im Bus) nahmen wir keinen Führer und erkundeten die
Gassen auf eigene Faust. Mit ein bisschen Orientierungssinn und immer den
gleichen Weg für zurück wie auf dem Hinweg nehmen, war das überhaupt kein
Problem. Wir konnten stehen bleiben wo wir wollten und uns einige Dinge genauer
ansehen. Nach einer Weile tranken wir in einem Restaurant einen typischen Thé
Mente, wohl das marokkanische Nationalgetränk. Im Souk war viel zu entdecken;
wir sahen Esel mit vielen Getränkeharassen oder Ziegelsteinen beladen oder
exotisch Auslagen. Man konnte Hühner kaufen, die hinten im Gestell noch fröhlich
gackerten, frischere Poulets gibt’s wohl nirgends. An anderen Ständen hingen
halbe Schafe und sogar an einem Ort ein ganzer Kamelkopf. Nach den vielen
Eindrücken setzten wir aus auf einem Platz auf eine Stufe und knabberten
gebrannte Mandeln. Plötzlich bereitete sich vor uns ein Schlangenbeschwörer auf
seinen Auftritt vor. Im Nu waren unzählige Zuschauer um ihn versammelt. Ich
gesellte mich natürlich auch dazu. Er begann mit seiner Flöte zu spielen und die
Schlange bewegte sich etwas. Als er merkte, dass ich (einziger Nichtmarokkaner)
zuschaute, gab er alles, küsste die Schlange und wickelte sie sich um den Hals.
Natürlich wollte er dafür auch ein Entgelt. Ich gab ihm etwas und entfernte mich
dann wieder. Vorbei am Königspalast spazierten wir dann in die Neustadt und
fanden auf Anhieb die uns von Totalmobil empfohlene VW-Garage. Gleich gegenüber
stiegen wir dann in ein Taxi, das uns für ein paar wenige Franken zum ziemlich
ausserhalb gelegenen Campingplatz brachte. Nach einem kleinen Apéro kochten wir
uns Znacht und machten dann schon kurz darauf, von den Spaziergängen durch die
Souks und den vielen Erlebnissen ziemlich ermüdet Nachtruhe.
Montag,
26.02.2007
Auch heute
liessen wir den Bus zum Starten wieder anrollen. Ohne Probleme fanden wir den
Weg in die Innenstadt zur Garage. Als wir in die Einfahrt fuhren, wurden wir
bereits hereingewinkt. Glücklicherweise misslang auch hier ein Startversuch. Der
Fehler, die Batterie, war schnell gefunden. Bis zu fünf Mechaniker waren
zeitweise um unseren Bus versammelt und jeder schaute in den geöffneten
Motorraum. Nach einer Stunde war die Batterie ersetzt und der Motor lief wieder
problemlos an. Wir wurden aber noch auf die quietschende Kupplung und die bald
zu erneuernden Bremsen hingewiesen. Ich bezahlte und schon kurz darauf (nach
Ausstellen des Arbeitsprotokolles, der Quittung und des Ausfahrtscheines den ich
dem Portier abgeben musste) verliessen wir die Stadt südwärts. Langsam fuhren
wir den Bergen des Atlasgebirges entgegen. über Ifrane, das einen leicht
europäischen Touch hat, gelangten wir nach Azrou und dann in die bekannten
Zedernwälder. Uralte Bäume, die sehr hoch und mächtig wuchsen, bestimmten hier
das Waldgebiet. Bei der „Cèdre Gouraud“, der ehemals höchsten Vertreterin ihrer
Spezies hielten wir für eine Mittagsrast an. Zwischen den Bäumen lag noch
vereinzelt Schnee und an einigen Orten tummelten sich Berberaffen. Die hier wild
lebenden Affen sind weder scheu noch frech, sondern sassen ganz einfach am Boden
oder in den Bäumen und liessen sich nicht stören. Nach unserer Pause fuhren wir
ein Stück weiter zu See „Aguelmame del Sidi Ali“, einem Bergsee der ziemlich
verlassen nicht weit neben der Strasse liegt. Wir genossen da längere Zeit das
schöne Wetter und die absolute Ruhe. Nur zweimal kamen Schafhirten vorbei, die
nach einer Zigarette fragten. Leider konnten wir ihnen nicht helfen und sie
trotteten wieder davon. Der zweite, ein ziemlich alter Mann hatte ein Tuch
ähnlich einem Turban um dien Kopf geschlungen und dazu hatte er nur noch einen
einzigen Zahn im Oberkiefer. Auch sprach er nur Arabisch mit uns, da er kein
Französisch sprach und verstand. Später fuhren wir dann weiter, überquerten den
Col du Zad auf 2178m und standen kurze Zeit später vor einem überwältigenden
Panorama. Im Vordergrund standen einige imposante alte Zedern und nach einer
weiten öden Fläche ragten die hohen schneebedeckten Berge (knapp 3000 M.ü.M.)
des hohen Atlas gegen den stahlblauen wolkenlosen Himmel. In Zeïda kauften wir
uns noch etwas Brot und bogen kurze Zeit später auf den Camping Timney ab. Vor
dem Bus genossen wir die letzten Sonnenstrahlen und kochten uns dann Znacht.
Später folgte dann das Abenteuer Dusche, wobei wir heute warmes Wasser, wenn
auch nur sehr wenig hatten.
Dienstag,
27.02.07
Wir standen bei
wolkenlosem Wetter auf und so blieb es den ganzen Tag. Heute fuhren wir über den
hohen Atlas, querten den 1907 Meter hohen Pass „Tizi-n-Talrhemt“ und gelangten
dann in die Ziz-Schlucht. Der Fluss Ziz schlängelt sich hier durch die Berge,
erst gesäumt von etwas Landwirtschaft und dann zunehmend Feldern mit unendlich
vielen Dattelpalmen. In Errachidia kauften wir ein paar Dinge ein und assen
etwas später an einem Aussichtspunkt hoch über dem Ziz-Tal mit Blick auf die
Oase und verschiedene Kashbas unser Zmittag. Entlang der Oase (die sich entlang
des Flusses zieht) kamen wir erst nach Rissani, von wo es dann durch die Wüste
in Richtung Merzouga ging. Bei einer von uns ausgewählten Herberge, die auch
Camping anbietet, bogen wir ab und fuhren ca. 4 Kilometer Piste bis nahe an die
Dünen. Leider war da kein Platz mehr und man empfahl uns ein paar hundert Meter
weiter den Camping „L’Ocean des dunes“, wo wir sofort einen Platz zugewiesen
erhielten. Auch hier waren wieder mehrheitlich pensionierte Franzosen auf dem
Platz. Bei einem Thé mente reservierten wir das Nachtessen und für den morgigen
Tag einen Kameltour mit Übernachtung im Berberzelt. Danach zogen wir uns um und
packten das alte Snowboard vom Veloständer. So ausgerüstet spazierten wir zu den
Dünen und wählten die höchste als unser Ziel. Der Aufstieg war dann doch
ziemlich schweisstreibend. Oben angekommen eröffnete sich ein wunderbarer Blick
über die Dünenlandschaft und die angrenzende Wüste. Endlich schnallte ich das
Snowboard an und genoss die erste Abfahrt. Insgesamt dreimal stieg ich wieder
hoch, was wegen der direkten Linie den Puls jedes Mal hochschnellen liess. Die
Sonne war schon fast hinter den Bergen am Horizont verschwunden, als wir uns an
den Abstieg bzw. die letzte Abfahrt machten. Zurück auf dem Campingplatz
genossen wir eine herrlich warme Dusche und entfernten so auch den letzten Sand.
Gegen halb acht Uhr gingen wir nebenan ins Restaurant, wo wir erst einen Salat,
dann einen typisch marokkanischen Eintop „Taijne“ und zu guter letzt noch ein
Dessert serviert bekamen. Der Eintopf hat mir so gut geschmeckt, dass ich fas
etwas zu viel ass. Nach einem Gespräch mit Hussein, dem Campingplatzchef bei
einem Thé Mente, sanken wir schon bald müde in die Federn. Die vielen Eindrücke
durch das teilweise recht exotisch wirkende Leben hier und die grossartigen
Landschaften müssen auch erst verarbeitet werden.
Mittwoch,
28.02.2007
Nach dem
Morgenessen machten wir uns erneut mit dem Snowboard unter dem Arm auf zu den
Dünen. Wir stiegen nicht mehr auf die höchste Düne, sondern fanden davor auch
eine guten Gelegenheit zum Sandboarden. Dieses Mal versuchte sich auch Sibylle,
doch nach einer gelungenen ersten Fahrt bremste sie unfreiwillig mit vollem
Körpereinsatz und küsste dabei den Sand. Nach einer Mittagspause auf dem
Campingplatz schleppte uns der Hussein zum Berbergeschäft des Dorfes. Dort
wurden uns verschiedenste Teppiche gezeigt, was uns beim Schlürfen eines Thé
Mentes nicht gross beeindruckte. Wir waren wegen eines Turbantuches gekommen.
Den Rest des Nachmittages relaxten wir vor dem Bus und bereiteten uns auf unsere
Kameltour vor. Pünktlich um vier Uhr erschien Hassan, unser Begleiter, mit zwei
Dromedaren. Rasch wurden noch ein paar Lebensmittel in die Tragetaschen verstaut
und wir konnten aufsteigen. Beim Aufstehen der Dromedare empfiehlt es sich etwas
am Sattel fest zu halten. Darauf ging es in Richtung der Dünen. Nach ca. einer
Stunde kamen wir in einem abgelegenen Dünental an, wo bereits ein Berberzelt für
die Nacht aufgebaut war. Während Hassan das Abendessen vorbereitete, schauten
wir uns auf einer Düne den Sonnenuntergang an. Zurück im Zelt tranken wir erst
einen „Whisky-Berber“, worauf dann eine feine Taijne mit Poulet serviert wurde.
Auch ein Dessert gehörte natürlich dazu. Später sprachen wir noch etwas über
dies und das, bevor unser Guide uns dann unser Bett auch Mätteli und Wolldecken
bereit machte. Wir legten uns dann zur Ruh und genossen die absolute Stille, nur
ab und zu unterbrochen durch ein leises Rülpsen der Dromedare.
Donnerstag,
01.03.07
Wir hatten sehr
gut geschlafen. Gegen sieben Uhr standen wir auf und beobachteten auf dem
nächsten Dünenkamm die aufgehende Sonne. Inzwischen war bereits unser Zmorge
bereit. Es gab wieder Tee, frische harte Eier, Brot, Konfitüre, Käse und ein
Joghurt. So gestärkt packten wir nach dem Frühstück unsere Sachen und Hassan
holte die Dromedare, die sich zum Fressen von etwas Wüstengras ein paar Dünen
entfernt hatten. Im schon warmen Morgenlichte ritten wir zurück zum
Campingplatz. Wir verabschiedeten uns hier von Hassan und den Dromedaren und
bedankten uns für das tolle Erlebnis. Nach einem Gespräch mit einem deutschen
Ehepaar, das zum ersten Mal den Winter in Marokko (wie dies wohl auch hunderte
pensionierte Franzosen in ihren Wohnmobilen tun) verbringt, genehmigten wir uns
eine erfrischende Dusche. Nach einem Foto mit dem Bus unter Palmen vor den Dünen
verabschiedeten wir uns vom Erg Chebbi (wo es übrigens als Spezialität in der
Sahara auch einen See hat!) und kehrten zurück bis Erfoud. Nach einem Besuch
beim Bankomaten setzten wir die Fahrt fort in Richtung Westen. Mit Mittags- und
Tankpause erreichten wir Tinerhir, wo es zu Todra-Schlucht abzweigt. Gleich vor
dem Tal gibt es einige sehr schöne alte Kashbas zu bestaunen. Auf dem Camping
Atlas fanden wir noch ein Plätzchen. Nach einer Pause montierte ich die Velos
vom Träger und wir machten uns auf den Weg zur eigentlichen Schlucht. Nach ca.
einer halben Stunde erreichten wir zwischen hohen Felswänden (bis 300 Meter
hoch!) die engste Stelle. Hier hat gerade noch der Bach und die Strasse Platz.
Doch wegen starken Regenfällen war die Strasse teilweise weggeschwemmt und an
einigen Orten erst provisorisch wieder repariert worden. Nach der Schlucht
machten wir eine Rast und genehmigten uns einige grosse Schlücke aus der
Wasserflasche. Nach einer Weile kehrten wir um und begannen die Talfahrt. Aber
schon bald war der angenehmere Teil unserer Velofahrt zu Ende, da ich mit meinem
Mountainbike eine Scherbe oder einen spitzen Stein erwischt hatte und die Luft
aus dem hinteren Reifen plötzlich weg war. So spazierte ich den grössten Teil
der Talfahrt neben meinem Velo hinunter. Abends nach dem Znacht druckten wir
dann noch ein paar Postkarten für Familie und Freunde zu Haus aus.
Freitag,
03.02.07
Heute fuhren wir
durch das Dadès-Tal, der bekannten Route „Strasse der Kasbahs“ entlang in
Richtung Westen. Unterwegs sahen wir etliche der alten Wohnburgen. Viele sind
aber verlassen und inzwischen, da sie nur aus Lehm gebaut wurden, durch die
seltenen Regenfälle am Verfallen. Am Stausee „El-Mansour-Eddahbi“ assen wir
Zmittag. Aus dem Nichts tauchen hier in Marokko plötzlich Leute auf. Vor allem
Kinder stehen dann längere Zeit einfach da und sehen zu. Derjenige Junge, der
heute auch plötzlich da stand, verschwand dann aber kurze Zeit später wieder.
Nach Ouarzazate stoppte uns plötzlich ein junger Marokkaner, der mit anderen
Leuten eine Panne an ihrem Lastwagen hatte. Wir nahmen in mit in die nächst
Ortschaft über den 1660 Meter hohen Pass „Tizi-n-Tinififft“ nach Agdz. Dort
wurden wir zu einem Tee eingeladen, natürlich im Souvenir-Shop seines Cousins.
Er und sein Cousin erzählten uns einiges über ihr Leben und ihre Arbeit als
Berber-Karawanenführer durch die Sahara nach Mauretanien, Senegal und Mali.
Dabei waren wir aber nicht sicher, ob alles wirklich stimmt was sie uns
erzählten. Schliesslich tauschte ich zwei Sweatshirts, die ich sowieso selten
trage, und etwas Geld gegen ein silbernes Armband ein. Wahrscheinlich hatten sie
jetzt ein sehr gutes Geschäft gemacht, was uns aber egal war. Wir fuhren dann
weiter durch das Drâa-Tal, welches eine einzige Oase ist, mit unzähligen Palmen
und etlichen Kashbas. Bei Tansikht fuhren wir zu Auberge Malki, die oberhalb des
Tales liegt und einen sagenhaften Ausblick über die Ebene und zu den
angrenzenden Bergen freigibt. Wir wurden wieder zu einem Tee eingeladen und
liessen uns hier Znacht kochen. Wir waren die einzigen Gäste hier und der
Besitzer Ali sorgte trotz nur minimal vorhandenen Französischkenntnissen bestens
für unser Wohl. Zum Abendessen setzten wir uns mit unseren eigenen Stühlen an
ein Tischchen unter ein Zeltdach, worauf nach einem Salat eine feine Taijne mit
Poulet serviert wurde.
Samstag,
03.03.2007
Um acht Uhr wurde
uns draussen vor dem Bus das Morgenessen serviert. Wir erhielten eine feine „Berber-Omlette“
im charakteristischen Tontopf. Eine erfrischende Morgendusche musste leider
ausfallen, da die Auberge momentan bis gegen Mittag kein fliessendes Wasser
hatte. So starteten wir kurze Zeit später nach Agdz und über eine Nebenstrasse
nach Tazenakht. Vor dieser Ortschaft bogen wir jedoch ab und folgten der Strasse
nach en. Wir fuhren durch eindrucksvolle Steinwüsten, die jedoch immer wieder
von kleinen Dörfern unterbrochen wurden. In Foum Zguid machten wir einen
Tankstop und fuhren nachher wie immer bei Schulschluss durch den Ort. Uns
schien, dass hunderte Schüler in dem kleinen Dorf mit dem Velo nach Hause fuhren
und dabei fast die ganze Strasse in Anspruch nahmen. Ein paar Kilometer nach
diesem Dorf machten wir mitten in der Wüste, die aber hier mit einzelnen Bäumen
und Büschen versetzt ist, unsere Mittagspause. Die Strasse hier ist sehr schwach
befahren, in den 1 ½ Stunden, die wir hier verbrachten, fuhren gerade mal eine
Hand voll Autos vorbei. Frisch gestärkt fuhren wir dann weiter. Wir hatten
geplant kurz vor Tissint in der Nähe eines Flussbettes in der Wüste zu
übernachten (Tipp aus dem Campingführer!). Kurz nach dem Queren des Oued Tissint
(Oued = Flussbett, das selten bis nie Wasser führt) sah ich am Strassenrand auf
einem Felsbrocken ein grosse, ca. 50cm lange orange-schwarze Echse sitzen. Ich
hielt an und fuhr ein Stück zurück. Leider war sie schon verschwunden. Beim
Anfahren gab der Bus dann ganz eigenartige Geräusche von sich und ich konnte
plötzlich nicht mehr kuppeln. Dabei schlug es mir noch das Kupplungspedal
entgegen, so dass ein Teil des Pedals abbrach. An ein normales Weiterfahren war
nicht mehr zu denken. Mobiltelefonempfang hatten wir auch keinen hier am Rande
der Sahara. Ich marschierte etwa einen halben Kilometer zurück zum Oued, wo eine
Gruppe Wohnmobilfahrer Pause machte. Sie fuhren jedoch in die entgegengesetzte
Richtung weiter. Ich ging dann zurück und wir bereiten gerade, dass wir den
Motor im ersten Gang ohne Kupplung starten wollten, da kamen zwei der Belgier
angefahren und gaben uns nach einer Besichtigung des Problems den gleichen Tipp.
Das ganze klappte dann soweit auch und später konnten wir dank dem Tipp des
einen Belgiers, die auf der Gegenspur neben uns fuhren, bei 3000 Touren jeweils
in den nächsten Gang schalten. So errichten wir das kleine Dorf Tissint. Bei der
hier üblichen Polizeikontrolle (wir hätten ja durch die Wüste aus Algerien
kommen können…) mussten wir dann halten. Zwei Polizisten halfen mir dann den Bus
auf den nebenan liegenden Kiesplatz zu schieben. Als erstes riefen wir hier
unserer Mobilitätsversicherung an und schilderten unser Problem. Gleiches taten
wir bei einem Anruf nach hause. Nach einer Weile (ca. 2 Std.) erhielten wir dann
Bescheid, dass wir morgen gegen Mittag abgeschleppt würden. So verbrachten wir
die Nacht gut bewacht auf dem Kiesplatz; auf der einen Seite war die Polizei,
auf der anderen Seite die Gendarmerie und auf der dritten Seite das Militär –
alle 24 Stunden vor Ort und alle Wachen mit Blick auf unseren Bus! Später kam
dann noch ein anders Wohnmobil mit einer jurassischen Nummer auf den Platz.
Diese Familie ist ein Jahr unterwegs und bevorzug daher wohl kostenlose
Übernachtungsmöglichkeiten. So kochten wir dann halt mitten im Dorf unser
Znacht. Später konnte ich mit dem Kanister der anderen Schweizer bei der
Gendarmerie Wasser holen und unseren Tank wieder etwas auffüllen.
Sonntag,
04.03.07
Wir hatten gut
geschlafen und waren gerade beim Abwasch als punkt neuen Uhr ein
Abschlepplastwagen vorfuhr. Er kam aus Agadir (ca. 350 Kilometer von hier
entfernt) und ging erstmal etwas essen. Wir bereiteten uns rasch vor und waren
erfreut, dass der Lastwagen schon so früh eintraf. Pünktlich um zehn Uhr hatten
wir den Bus verladen und wir starteten unsere Fahrt nach Agadir. Erst ginge es
noch erstaunlich rasch vorwärts, doch bald kamen wir von der weiten Ebene in das
Gebirge des Anti Atlas, worauf viele enge Kurven folgten Steigungen, die das
Tempo rapide sinken liess. Dazu war der Chauffeur, der kaum französisch sprach
nicht der schnellste Pilot; er liess einen möglichst hohen Gang bis der Motor
schon fast abstellte. Der Lastwagen war auch ein Modell für sich; früher in der
Nähe von Düsseldorf zugelassen, war er wohl wegen fehlendem TÜV in Deutschland
nach Marokko verkauft worden. Sprünge in der Windschutzscheibe waren einfach mit
einem farbigen Kleben geflickt, eine Scheibe fehlte ganz und war mit Karton und
Klebeband ersetzt worden. Die Pneus hatten vor allem vorne kaum noch Profil und
neben der Unordnung in der Kabine war auch die Firmenanschrift bemerkenswert,
war doch der Name von Hand und nicht sehr im Winkel angebracht worden. Doch wir
errichten Agadir nach zwei Pausen und rund 6 Stunden Fahrt gegen 18 Uhr. Doch
dann war bei der VW-Garage niemand da und es mussten weitere Leute organisiert
werden. Plötzlich waren dann ein Versicherungsvertreter und drei Leute von der
Garage, u.a. der Chef persönlich, vor Ort. Wir konnten den Bus abladen und in
den Hof stellen. Nachdem wir das Nötigste herausgenommen hatten, fuhr uns der
Versicherungsmann zu einem nahen Hotel und besorgte uns ein Zimmer. Ziemlich
erschöpft nahmen wir eine längere Dusche und gingen später Znacht essen.
Montag,
05.03.07
Nach einem
schrecklichen Morgenessen gingen wir auf zehn Uhr zur Garage. Dort erzählte man
uns, dass der Bus zu alt (!?!) sei und in Marokko nur Teile für VWs ab dem
Jahrgang 1996 erhältlich seien. Unser Bus war dann wohl drei Jahre zu alt (fragt
sich nur woher die Polizei Agadirs die Ersatzteile für die VW-Busse desselben
Typs hernimmt…). Wir könnten die Teile in der Schweiz bestellen und der Einbau
sei dann überhaupt kein Problem. Wir teilten dies dann Totalmobil mit. Darauf
informierten wir uns im Internet nach der nächsten Filiale von Europcar für
einen Mietwagen. Nach dem Zmittag reservierten wir dann einen PW und konnten ihn
wenig später übernehmen. Wir fuhren dann zum Strand, wo ich für eine Stunde ein
Surfbrett mietete. Doch erst kam ich überhaupt nicht vom Fleck; das kleine Segel
und dass sehr voluminöse Brett liessen mich nur im Wasser tümpeln. Nach dem
Wechsel zu einem doppelt so grossen Segel ging dann doch etwas, nur das Brett
fühlte sich im Wasser noch eher wie ein Schlauchboot an. Trotzdem hatte ich
meinen Spass und sah, dass ich doch noch nicht alles verlernt hatte. Zurück im
Hotel telefonierte ich nochmals nach Hause und schilderte unsere Lage etwas
genauer. Abends gingen wir Essen und beobachteten dabei die Leute, die hier so
ganz anders als im übrigen Marokko sind.
Dienstag,
06.03.07
Heute Morgen
wurde uns mitgeteilt, dass der Bus nach Tanger transportiert wird, mit uns auf
die Fähre geht und in Sète für den Heimtransport wieder abgeholt wird. Nach dem
Zmorge teilten wir der Autovermietung mit, dass wir unseren Mietwagen gerne am
Sonntag in Tanger abgeben würden. Danach holten wir in der VW-Garage alle
Kleider und Gegenstände, die wir für diese Woche noch brauchten Damit stopften
wir den Kofferraum voll. Anschliessend fuhren wir in den Marjane, ein grosses
Shoppingcenter am Rand der Stadt, und kauften ein paar Dinge ein. Auf dem
grossen Parkplatz davor standen wohl ca. 50 Wohnmobile, deren Besitzer sich hier
mit Esswaren eindeckten. Anschliessend fuhren wir in Richtung Süden. Nach einer
Weile verliessen wir diese ziemlich verbaute Gebiet und gleichzeitig auch eine
grosse Dunst- bzw. Smog-Glocke. Auf unzähligen Kurven näherten wir uns Tafraoute
im Anti-Atlas, wo wir gegen vier Uhr eintrafen. Im Hotel Salama erhielten wir
ein sehr schönes Zimmer. Wir machten uns dann auf den Weg ins Dorfzentrum, das
eigentlich direkt beim Hotel liegt. Viele kleine Läden bieten hier alles zum
Leben an. In einem Geschäft kauften wir einen schönen grossen Tajine-Topf mit
Dekorationen für nur knapp 10 Franken. Dazu kauften wir noch eine billige Tasche
und eine CD mit marokkanischer Musik. Auf dem Markt erstand ich noch einen Sack
voll Orangen. Wieder beeindruckte uns die Vielfalt an Lebensmitteln und
Gebrauchsgegenständen, die hier feilgeboten werden; Berge von Früchten und
Gemüse, Poulets (noch lebend!), Fleisch, das offen an Hacken aufgehängt wird und
vieles mehr. Vom Balkon unseres Zimmers konnten wir noch etwas das Geschehen im
Dorf beobachten. Abends assen wir im Hotelrestaurant zum ersten Mal in Marokko
Couscous.
Mittwoch,
07.03.07
Wir wurden schon
früh geweckt, da das Hotel unmittelbar neben einer Moschee steht, wo der Muezzin
in aller Frühe sein Gebet über Lautsprecher zum Besten gab. Nach dem Morgenessen
fuhren wir erst nach Osten und dann weiter nach Norden. Unterwegs war auf den
ersten 90 Kilometern fast kein Verkehr. Wir wurden dafür von drei Berbermädchen
angehalten, die Futter für die Tiere nach Hause trugen. Sie redeten wie wild auf
uns ein, doch wir verstanden kein Wort, da sie nicht französisch sprachen. Sie
legten uns ein Ästchen würzig riechender Sträucher ins Auto und reden wie wild
auf Sibylle ein. Wir gaben ihnen dann drei Biskuits, die sie freudig
entgegennahmen und sich herzlich bedankten. Etwas weiter wurden wir wieder
mitten in der Einöde von drei älteren Mädchen angehalten, die Creme und etwas zu
Trinken wünschten. Wir gaben ihnen etwas Bodylotion, gerade genug um die Hände
einzucremen und eine Flasche Wasser. Darauf fuhren wir zielstrebig in Richtung
Hoher Atlas. Nachmittags folgten wir dem Strässchen auf den Tizi-n-Test Pass in
Richtung Marrakesch. Nach unzähligen Kurven und zum Teil haarsträubenden
Abhängen direkt neben der Strasse erreichten wir fast zuoberst das Hotel „Belle
Vue“, eine sehr einfach Unterkunft an einer Superlage mit einer umwerfenden
Aussicht. Wir liessen uns das sehr einfach Zimmer zeigen, das wir nur nahmen,
weil wir ein eigens Fixleintuch und unsere Faserpelzschlafsäcke mit dabei
hatten. Auf einem Spaziergang zur Passhöhe genossen wir die herrliche Aussicht.
Den Rest des Nachmittages verbrachten wir auf der Terrasse mit Lesen und
Rätseln. Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, wurde es hier auf
über 2000 M.ü.M. rasch kühl. Zum Znacht wurde uns erst eine Suppe serviert, die
wohl mit Schafsmilch zubereitet worden war. Beim Einatmen der Dämpfe „böckelte“
es verdächtig stark. Glücklicherweise war auf der Zunge nichts davon zu merken.
Die Tajine mit Poulet war dann wieder richtig gut. Nachher schauten wir uns noch
den Ausblick von der Terrasse bei Nacht an Uns beeindruckte vor allem der
grandiose Sternenhimmel, der bei uns nie so deutlich sichtbar ist.
Donnerstag,
08.03.2007
Nach einer
ziemlich unruhigen Nacht, wobei hier der starke Wind schuld war, der fast
ununterbrochen ums Haus pfiff und dabei ein Metallrohr auf dem Flachdach hin-
und herrollte, standen gegen halb acht Uhr auf. Nach dem Zmorge folgten wir der
Strasse Richtung Marrakech. Auf unzähligen Kurven führte uns die Fahrt vorbei an
vielen Bergdörfern. Wieder konnten wir hier die Leute beim Waschen am Bach,
Hüten von Ziegen und Schafen und bei vielen anderen Arbeiten beobachten. Man
fühlt sich hier um Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte in die Vergangenheit
zurückversetzt. Gegen Mittag errichten wir Marrakech. Beim berühmten Place
Djemaa El Fna assen wir etwas Kleines und schauten den vielen Leuten zu. Obwohl
der grösste Teil der Leute Marokkaner sind, ist die Anzahl der Touristen hier
immens gross. Ein grosser Teil des Souks in den engen Gassen ist daher auf die
Touristen ausgerichtet und daher nicht mehr sehr authentisch. Trotzdem gab es
auch hier unzählige Dinge, die Angeboten und wohl auch verkauft werden. Im
späteren Nachmittag fuhren wir nochmals südwärts nach Oukaïmeden im Hohen Atlas.
Hier liegt das grösste von zwei bis drei Skigebieten in Marokko und ist daher
auch der Grund für unseren Besuch. Im Chalet-Hôtel „Chez Juju“ fanden wir ein
relativ einfaches Zimmer mit Bad aber mit einem ziemlich hohen Preis. Wir waren
wieder die einzigen Gäste hier. Im kleinen Dorf hat man einen schönen Blick auf
einige z.T. noch schneebedeckte 3000er-Gipfel. Nach der Bewirtung von uns im
gemütlich geheizten Speiseraum verzogen wir uns schon bald aufs Zimmer. Draussen
war es ziemlich kalt und ein eisiger Wind wehte.
Freitag,
09.03.2007
Nach dem Zmorge
spazierten wir zu den Skiliften. Es hat hier 6 Skilifte und ein vergleichsweise
topmoderner Sessellift (von Doppelmayr, 2er-Lift, nicht abkoppelbar und daher
nicht sehr schnell), der wohl in Europa mit einer Anlage mit mehr Kapazität
ersetzt wurde. Leider lag nur noch relativ wenig Schnee, die unteren 5 Lifte
waren ganz eingestellt, da auf den grünen Bergwiesen bereits Schafherden
weideten. Beim Parkplatz vom Sessellift boten Einheimische Ski- und
Snowboardausrüstungen an. Nach einigem Handeln entschieden wir uns doch es hier
mit einem Skierlebnis zu versuchen. Sibylles Skis waren viel zu kurz (aber
ehemals auseinen Sportgeschäft aus dem Berner Seeland) und der Zustand meines
Snowboards hätte jeden Sportartikelverkäufer in der Schweiz zu einem Lachkrampf
verholfen. Das Snowboard, das ich zum Sandboarden mitgenommen habe und jedoch
noch auf dem Camper hatte, wäre ein absolutes Topmodell gewesen, jedenfalls vom
Belag her. Wir nahmen dann Skis und Snowboard mit auf den Sessellift, da unten
noch kein Schnee lag. Nach einer längeren Fahrt erreichten wir die Spitze des
Djebel Oukaïmeden auf 3273 Meter Höhe. Die Aussicht auf die Berge des Hohen
Atlas und die weite Ebene um Marrakech waren von hier gewaltig, nur den Schnee
suchten wir auch hier. Zu Fuss gingen wir zum Beginn der grossen Abfahrt. Der
Schnee war noch ziemlich hart und mein Brett lief überhaupt nicht. Da es hier
keine Pisten gibt, wäre die Abfahrt hier ziemlich ein Risiko. In diesem Moment
rief mich die Versicherung wegen dem VW-Bus an. Sie benötigten für den Transport
von Agadir nach Tanger unbedingt die originalen Fahrzeugpapiere, die wir bei uns
hatten. Wir teilten der Dame am Telefon mit, dass die Versicherung in Agadir
Kopien des Fahrzeugsausweises bei unserer Ankunft dort gemacht habe und das wohl
reichen werde. Sie meinte, dass dies eben nicht reichen würde und wir wohl nach
Agadir zurückfahren müssten. Nach diesem Telefon war ich so wütend, dass wir
auch aufgrund der relativ hohen Unfallgefahr bei der Talfahrt auf unser
Wintersport-Abenteuer verzichteten und die bereits gefahrene Strecke
zurückgingen und unverzüglich die Talfahrt mit der Sesselbahn antraten. Darauf
versuchten wir in einigen Gesprächen mit der Versicherung Klarheit in die Sache
zu bringen. Vor allem die Tatsache, dass mich jedes Mal eine andere Person
anrief (statt der zuständige Sachbearbeiter) und neue Tatsachen behaupteten ging
mir gewaltig an die Nerven. Dazu wollten sie mich immer mit dem Abschleppdienst
verbinden, was ewig nicht gelang und schliesslich mit einer unverständlichen
Adressangabe in Französisch und danach Englisch bei mir fast zu einem
Nervenzusammenbruch führte. Die Versicherung besorgte uns dann eine Adresse in
Marrakech, wo wir die Papiere hinbringen sollten. In der Stadt assen wir erst
Zmittag und fragten uns danach bei unzähligen Polizisten, Taxifahrern und
Privatpersonen durch. Einen Stadtplan mit der besagten Adresse konnten wir nicht
auftreiben. Nach einer Ewigkeit fanden wir die Adresse mit Hilfe zweier
Jugendlicher, die da öfters schon einen Abschleppwagen dieser Firma gesehen
haben. Der eine klingelte dann bei einem Privathaus in einem Vorort, worauf ich
ins Untergeschoss gehen konnte. Unten an der Treppe waren ein kleiner Raum mit
einem Pult, darauf ein PC, ein Telefon und ein Fax. Von draussen war kein Schild
oder Name sichtbar – kein Wunder suchten wir so lange. Dann kam die grosse
Überraschung. Mir wurde mitgeteilt, dass unser Camper bereits in ihrem Depot in
Marrakesch sei (er zeigte mir auch den Autoschlüssel!)! Wir vereinbarten dann
auf Sonntag einen Treffpunkt in Tanger am Hafen und damit hatte sich einiges zum
Guten bewogen. Darauf fuhren wir zurück in die Stadt und bezogen im Ibis-Hotel
ein Zimmer. Nach einem erfrischenden Sprung in den kalten Swimmingpool war
unsere Stimmungslage schon wieder ziemlich gut. Zum Znacht suchten wir ein
Restaurant, welches wir in der Nähe des berühmten Platzes im Zentrum dann auch
fanden. Darauf besuchten nochmals den „Djemaa El Fna“, wo zur Abendstunde
Dutzende Garküchen neben anderen Ständen platziert sind, wo viele Spezialitäten
angeboten werden. Daneben sind viele Gaukler, Musikgruppen und anderen
Attraktivitäten auf dem Platz im Gange, die unzählige Schaulustige anziehen. Wir
waren aber von dem ereignisreichen Tag ziemlich müde und genossen eine
spektakuläre Taxifahrt zurück ins Hotel. Der Verkehr in marokkanischen Städten
ist ja schon selber eine Angelegenheit für sich, aber im Taxi erlebt man was
alles möglich ist; Vorfahren bei Tortlicht, Überholten über die
Sicherheitslinie, sich milimetergenau durch den Verkehr schlängeln, etc… Eine
Eigenart der Marokkaner ist auch bei Lichtsignalen so weit nach vorne zu fahren,
dass der vorderste die Ampeln gar nicht mehr sieht und erst auf das Hupzeichen
der hinteren Wagen losfährt. Wenn jetzt aber einige aus einem anderen Grund ihr
Horn betätigen, fahre die vordersten auch bei Rotlicht ab!
Samstag,
10.03.2007
Nachdem wir erst
noch voll getankt hatten, verliessen wir Marrakech in Richtung Norden. Zuerst
führte uns unser Weg ca. 1 ½ Stunden auf der Landstrasse in Richtung Casablanca.
Unterwegs kauften wir bei einem Strassenhändler eine ganzes „Harassli“ Orangen.
Zum Schluss folgten wir noch eine knappe Stunde der Autobahn in Richtung Rabat.
Dort mussten wir uns dann längere Zeit zum Ibis-Hotel durchfragen, welches wir
vorreservieren liessen. Nachdem wir fast durch die ganze Stadt gefahren waren,
fanden wir das Hotel schliesslich doch noch. Nach einer Erholungsphase machten
wir uns auf in Richtung der Medina, da wir hier nochmals einen Souk erleben
wollten. Hier waren wir fast die einzigen Ausländer und das Warenangebot
ausschliesslich auf die einheimische Bevölkerung ausgerichtet. Wir kauften noch
ein paar Mitbringsel für die Angehörigen zu Hause und machten uns dann auf die
Suche nach einem Nachtessen. Bei einigen Ständen duftete es sehr gut, nur war
das Essen nicht gerade unser Geschmack. Schliesslich assen wir eine Pizza aus
einem Holzofen in einem kleinen Restaurant. Mit dem Taxi (ein Fiat aus Italien,
der Taxameter war noch mit Lire beschriftet…) kehrten wir dann zum Hotel zurück.
Sonntag,
11.03.2007
Die Pizza hat
sich in meinem Magen nicht sehr wohl gefühlt, denn kurz nach Mitternacht wurde
es mir ziemlich übel und dich entleerte mich in regelmässigen Abständen unten
und oben. Es war eine ziemlich ungemütliche Nacht und ich fand bis in die frühen
Morgenstunden kaum mehr Schlaf. Am Morgen konnte ich erst ein wenig trinken. Wir
packten dann unsere Sachen und fuhren los. Die Übelkeit war grösstenteils weg,
nur die ungewöhnliche Darmtätigkeit war weiterhin aktiv. Wir kamen gut vorwärts,
da auf der Autobahn wenig Verkehr herrschte. Unterwegs erwische es auch Sibylle
und sie beglückte auf einer Raststätte ein Kehrrichteimer mit ihrem Mageninhalt.
Gegen halb ein Uhr erreichten wir Tanger, wo wir im Hafen auf unseren Campingbus
warteten. Nach einer halben Stunde über dem vereinbarten Zeitpunkt telefonierten
wir unserer Versicherung, da wir keine Telefonnummer des Abschleppdienstes
hatten. Der Lastwagen (derselbe mit dem gleichen Chauffeur, der uns in Tissint
abgeholt hatte!) wartet einfach einen Kilometer weiter vorne. So fuhren wir ins
Hafengelände und der Bus wurde direkt in der Wartehalle abgeladen. Dann packten
wir sämtliches Gepäck aus dem Mietwagen in den Camper. Ich brachte den PW dann
in der Stadt bei der Europcar-Filiale retour und kehrte dann mit dem Taxi ins
Hafengelände zurück. Nun musste ich noch die Bordkarten holen und das lange
Warten in der Schlange vor der Zollabfertigung ausstehen. Danach dauerte es fast
eine Ewigkeit bis der Verladevorgang begann. Nachdem das Tor geöffnet wurde
starteten alle Autofahrer ihre Motoren und jeder versuchte zur Ausfahrt zu
drängen. Alles war total unkoordiniert und zeitweise herrschte ein
ohrenbetäubendes Hupkonzert. Für die Ausreise der Fahrzeuge musste noch ein
Formular abgestempelt werden, welches später wieder eingesammelt und nochmals
verteilt wurde. Dazwischen kontrollierte die Polizei noch die Fahrzeuge ob
Schmuggelware (Rauschgift) oder illegale Ausreisende mitgeführt werde. Dies
alles dauerte eine halbe Ewigkeit, da die Aktionen ohne ein System abliefen.
Schliesslich konnten wir mit dem Bus (starten jeweils direkt im ersten Gang) in
die Fähre fahren. Das Nachtessen liessen wir gleich ausfallen und fielen todmüde
ins Bett unserer Kabine. Eigentlich warteten wir noch auf die Deckenanzüge, die
bei uns vergessen wurden. Beim Warten schlief ich jedoch schnell ein und
erwachte erst mitten in der Nacht noch in Jeans und bei vollem Licht in der
Kabine!
Montag,
12.03.2007
Auch das
Morgenessen liessen wir ausfallen und holten den Schlaf der vorherigen Nacht
nach. Den Tag konnten wir grösstenteils auf Deck verbringen. Das Wetter war
meist schön und wir lasen und lösten Rätsel an der Sonne. Nur mein Magen bzw.
auch der Darm wollten noch immer nicht so richtig mitmachen. Gegen Abend zeigten
aber doch die Medikamente erste Wirkung und ich mochte ein paar Bissen essen.
Dienstag,
13.03.2007
Eigentlich hätten
wir um zehn Uhr in Sète ankommen sollen. Doch da die Fähre bereits bei der
Ankunft in Tanger Verspätung hatte und der Verladevorgang alles andere als
speditiv war, resultierte daraus eine mehrstündige Verspätung. Zudem verloren
wir auf dem Meer noch reichlich Zeit auf den Fahrplan. So erreichten wir den
französischen Hafen gegen 16 Uhr. Dort erwarteten uns bereits Sibylles Eltern
und der Lastwagenchauffeur, der unseren Bus nach Hause führen sollte. Nach ca.
einer Stunde waren wir vom Schiff und durch den Zoll. Da kaum Platz für den
Lastwagen da war, hatte der Chauffeur sein Gefährt auf einem Trottoir mit einem
ziemlich hohen Randstein parkiert. Ich durfte nun den Bus ohne Kupplung über
dieses Hindernis auf den Tiefladeauflieger fahren. Nach einem vergeblichen
Versuch mussten wir die Keile, die eigentlich zum Ausnivelieren des Campers auf
unebenen Übernachtungsplätzen sind, unterlegen. Dann klappte ein erneuter
Versuch. Während der Chauffeur begann unseren Bus fest zu zurren, begrüssten wir
kurz Sibylles Eltern und luden die wichtigsten Dinge in deren Kombi. Schon bald
konnte der Sattelschlepper abfahren und wir folgten kurze Zeit später.
Selbstverständlich hatten wir uns viel zu erzählen. Sibylles Eltern hatten ein
verlängertes Wochenende in Südfrankreich verbracht, da Max „muess jo morn ned go
schaffe!“.
Mit einer
Znacht-Pause bei Montélimar und einer kurzen Pause nach Genf kamen wir zügig
voran. Gegen halb zwei Uhr nachts erreichten wir dann Möriken und waren nach
erlebnisreichen drei Wochen wieder zu Hause.
Übrigens: der Campingbus wurde ein paar Tage später in unserer VW-Garage angeliefert. Hier gebührt ein grosses Dankeschön an die Mobilitätsversicherung Totalmobil von VW. Die Versicherung hat das Abschleppen, den Rücktransport, den Mietwagen, die Hotelübernachtungen und die Auslagen für Verpflegung in Restaurants anstandslos übernommen. Zudem bezahlten sie auch noch 20% meiner doch beträchtlich hohen Mobiltelefon-Rechnung. Vielen Dank auch an dieser Stelle.
Die Internetportale
reiseberichte.com
und
4-seasons.de haben unseren Reisebericht aus Marokko im März 2011 zum
Reisebericht des Monats erkoren. Wir freuen uns über diese
Auszeichnung.