Freitag, 05.10.2018
Nach dem Frühstück reisten wir weiter in Richtung Süden. In Khenifra tankten wir
auf und stockten unsere Trinkwasservorräte auf. Bald schon bogen wir
anschliessend auf eine Nebenstrasse ab, die erst gut asphaltiert war und später
aufgrund von Bauarbeiten kilometerlang eine reine Schotterpiste war. Während bei
uns Bauarbeiten abgesperrt sind, kam uns später mitten im Dorf Aawir de Sidi
Yahya Ousaad in tiefem Schotter ein Gräder entgegen. Wir folgten dann weiter der
Strasse P3214 bis zur Abzweigung nach Ilmichil. Die anschliessend R317 war auf
langen Strecken eine gute Strasse mit wenig Verkehr. Später gab es immer mehr
Bauarbeiten, insbesondere wurden viele Brücken gebaut, die teilweise mit recht
abenteuerlichen Umfahren versehen waren. Die Strasse stieg seit langem immer an,
zuletzt dann ziemlich massiv und wir fuhren in Serpentinen den Steilhang hinauf,
meist im ersten Gang. Für unsere Vorstellungen war die Strecke recht
abenteuerlich; Abschrankungen zum Tal gibt es keine, auch Verbauungen für
Steinschlag oder so sind inexistent. Wir kamen aber heil oben an, auch wenn das
Wetter zunehmend düsterer wurde. Bald erreichten wir den Lac Tislit auf ca.
2'100 Meter über Meer. Hier fanden wir bei der Auberge du Tislit einen Platz
direkt am See. Wir wurden von der Besitzerin aufgrund des kühlen und windigen
Wetters zu einem warmen Tee eingeladen. Zur selben Zeit erreichte eine
Motorradgruppe aus der Schweiz ebenfalls die Auberge. Einer der Motorradfahrer
hat gar einmal im selben Ort gewohnt wie wir. Alle Motorradfahrer hatten für
max. CHF 1'000 in der Schweiz ein Motorrad gekauft, welches sie nach ihrer Tour
in Banjul in Gambia für einen guten Zweck weiterverkaufen. Eine Maschine hatte
heute den Geist aufgegeben und musste im Begleitfahrzeug verladen werden. Nach
einer längeren Reparaturaktion brachten sie den Töff mit vereinten Kräften
wieder zum Laufen. Unsere Kinder waren derweil beschäftigt Steine in den See zu
werfen. Zum Nachtessen erhielten wir in der Auberge eine feine Tajine aux poulet.
Hügellandschaft unterwegs
kurze Pause am Strassenrand
kurz vor dem Tagesziel - enge Strasse in der Felswand
Lac Tislit mit Gewitterregen
bei der Auberge Tislite
feine Tajine in der Auberge
Samstag, 06.10.2018
Bei den kühlen Temperaturen hatten wir sehr gut geschlafen. Für die Kinder war
heute wieder einmal ein Frühstück auf der Motorhaube angesagt. Sie sitzen gerne
da und wir hatten uns Omletten von der Auberge-Wirtin machen lassen. Die
Motorradfahrer waren schon bald wieder weg und auch wir machten uns auf den Weg,
da wir heute den hohen Atlas noch überqueren wollten. Erst fuhren wir durch
Ilmichil, das aufgrund des samstäglichen Souk ziemlich lebhaft war. Da kamen
viele Bauern aus total abgelegenen Tälern mit dem Esel zum Markt. Das Wetter war
immer noch trüb, windig und zuweilen auch etwas feucht. Durch die Gewitter des
Vortages gelangte viel Kies und Schotter auf die Strasse. Durch die intensive
Beweidung durch Schafe und Ziegen verschwinden auch noch die letzten Pflänzchen
in den kargen Berghängen und lassen der Erosion freien Lauf. Eine Zeit lang
hatten wir einen Lastwagen mit sehr viel Stroh vor uns, der fast im Schritttempo
bergauf kroch. Die eigentlich asphaltierte Strasse war vielfach ziemlich übel
und zwang zum langsamen Fahren. Hier wachsen bis über 2'000 Meter hinauf Äpfel
und scheinen hier ein wichtiges Landwirtschaftserzeugnis zu sein. Schliesslich
erreichten wir auf 2'709 Meter Höhe den Col du Tirherhouzine.
Zmorge vor der Auberge
feine Mischung aus Fladenbrot und Omlette
Landschaft unterwegs
Schwertransport
winkende Kinder unterwegs
Ortsdurchfahrt
Gegenverkehr...
Ab der Passhöhe
besserte sich das Wetter und die Sonne schien zwischendurch. Einige Kilometer
nach Ikadmane wurde die Brücke durch die Gewitter weggeschwemmt und ein Radlader
war gerade fertig mit dem Erstellen einer Umfahrung durch das Bachbett. Ab hier
war vielfach auch Schlamm auf der Strasse und wir durchfuhren etliche Stellen,
wo noch Bäche über die Strasse führten. Schon bald hatten wir die imposante
Todra-Schlucht erreicht, wo wir die engste Stelle zu Fuss erkundeten. Etwas
später fuhren wir zum Camping Atlas, wo wir bereits auf unserer ersten
Marokko-Reise genächtigt hatten. Beim Eingang trafen wir ein Schweizer Paar, das
die gleiche Strecke heute mit dem Velo gemeistert hatte. Nach der Ankunft
merkten wir, dass unser Toilettentank auf der mitunter sehr holprigen Strasse
nicht ganz dicht war und dies eine Putzaktion erforderte. Wir nutzten auch die
Waschmaschine des Campings um unsere Kleider auf Vordermann zu bringen. Auch
unser Defender war leicht marmoriert nach den Durchfahrten durch den Schlamm. Im
Gegensatz zu den Fahrzeugen zweier jungen Deutschen, bei deren Defender die
Originalfarbe nicht mehr ersichtlich war, hielt sich die Verschmutzung aber in
Grenzen. Leider war es immer noch etwas bewölkt und die roten Felsen hinter den
zahlreichen Palmen kamen ohne Sonnenschein leider nicht so schön zur Geltung.
bei der Passhöhe auf 2700 Meter über Meer (gleiche Höhe wie das
Panoramarestaurant auf dem Bettmerhorn im Wallis)
erste Ortschaft südlich des hohen Atlas
Aufgrund einer weggeschwemmten Brücke kurzfristig organisierte
Flussbettdurchfahrt
Einfahrt zur Todra-Schlucht
engste Stelle in der Todra-Schlucht
Sonntag, 07.10.2018
Heute morgen leuchteten die roten Felsen in der aufgehenden Sonne umso schöner.
Zusammen mit den Dattelpalmen gab es sehr fotogene Aussichten. Im Laufe des
Morgens fuhren wir weiter, machten aber gleich einen Fotohalt bei den alten
Lehmsiedlungen bei Tinghir. Wir fuhren heute nur eine kurze Strecke zum Camping
Amastou in Tazzarine, der schön in der Palmerai liegt. Bei unserer Ankunft waren
wir die einzigen Gäste. Die Temperaturen hatten gegenüber den Vortagen ziemlich
zugelegt. Nach einer Siesta waren die Kinder nicht mehr zu halten und testeten
das Kinderschwimmbecken auf Herz und Nieren. Den Abend liessen wir bei einem
einfachen aber feinen Znacht unter Palmen und einem riesigen Sternenhimmel
ausklingen.
schöner Kontrast - Morgensonne an den roten Felsen, blauer Himmel und Palmen
Waschtag
Blick auf die alten Lehmsiedlungen bei Tinghir
Relaxen im Schatten
Camping in Tazzarine - etwas grüner als beim
letzten Mal
das Nass erfreut die Kinder
Montag, 08.10.2018
Auch heute fuhren wir nur eine kurze Strecke bis Zagora. Unterwegs entdeckten
wir mehrere Dutzend Dromedare. Die Strasse führte hier schon durch als Wüste zu
bezeichnende Gebiete. Gleich beim Ortseingang von Zagora erreichten wir den
Camping Oasis Palmier, wo uns ein schöner Platz ebenfalls unter Palmen
zugewiesen wurde. Direkt nach unserer Ankunft wurde ein grosser Teppich vor
unserem Camper ausgerollt, ein Tischchen mit Hockern und eine Kanne heissen Tee
gebracht. Der Campingplatzchef hiess uns herzlich willkommen. Wir richteten uns
ein und montierten erstmals das neue Sonnendach. Später fragten wir nach
Möglichkeiten zum Dromedar-Reiten. Gegen Abend führte uns der
Campingplatzbesitzer in seinem alten Renault R4 ins Städtchen, wo wir für alle
Tücher für einen Berber-Turban kauften. Obwohl wir gut handelten und zweimal aus
dem Geschäft liefen und die Verkäufer die Hände verwarfen, erzielten sie wohl
immer noch einen guten Preis. Anschliessend musste der R4 wieder auf die Strasse
gestossen werden (der Rückwärtsgang funktioniert nicht mehr) und wir fuhren
zurück zum Campingplatz. Nach dem Nachtessen erzählte uns eine Schweizerin noch
von ihrer einwöchigen Wüstentour, die sie zu Fuss und mit Dromedaren unternahm.
auf dem Weg zum Brot kaufen - Bewässerungskanal in der Palmeraie
schönes Privatanliegen
Fahrt durch die Wüste
Begegnungen unterwegs
Empfang mit Teppich, Tischchen, Hocker & ...
Tee!
unser Taxi
Marokkanerin?
Dienstag, 09.10.2018
Wir standen etwas früher auf, so dass wir rechtzeitig zu den Tinfou-Dünen, ca.
20 Kilometer ausserhalb Zagoras kamen. Es ist nur ein kleines Dünenfeld aber der
Campingplatzbesitzer hat uns einen Chamelier (Kamelführer) mit drei Dromedaren
organisiert. Wir ritten erst zum Dünenfeld und dann durch die Dünen. Die höchste
Düne erreichten wir schliesslich zu Fuss. Später wurden wir noch zu einem Tee in
einem Berberzelt eingeladen. Glücklicherweise waren wir ganz alleine da, so dass
trotzdem etwas Wüstenfeeling aufkam. Für die Kinder war es aber ein grosses
Erlebnis. Später kehrten wir wieder zum Campingplatz zurück, wo wir uns als
erstes verpflegten. Den Nachmittag genossen wir einfach vor dem Camper. Leider
waren inzwischen Wolken aufgezogen und es sah nach einem Gewitter aus. Wir
entschieden uns für ein Nachtessen im Berberzelt des Campingplatzes. Unsere
Platznachbarn liessen sich das Essen an den Platz bringen, waren aber nach den
ersten Regentropfen rasch auch im Berberzelt. In der Folge ging ein starkes
Gewitter mit ziemlich viel Regen über uns hinweg - und dies in der Wüste...;-).
Dunes de Tinfou
Familienausflug
Elias erklimmt die Düne
auch das macht Spass
zurück im Schatten
Mittwoch, 10.10.2018
Heute fuhren wir entlang des Draa-Tals bis nach Agdz. Unterwegs fuhren wir an
einem Übernachtungsort vorbei, wo wir bereits 2007 waren und erreichten in Agdz
den Camping Kasbah Palmeraie, wo wir zuletzt 2015 waren. Es war nicht ganz so
heiss wie beim letzten Mal und der Platz auch nicht mehr ganz so gut in Schuss.
Lange waren wir die einzigen auf dem Platz und genossen einen ruhigen
Nachmittag. Da wir die Kasbah schon beim letzten Mal besichtigt hatten,
verzichteten wir diesmal darauf. Von aussen gab es aber ein paar sehr schöne
Bilder. Dafür konnten wir zwei Männer beobachten, die Datteln pflückten.
Ungesichter klettert jeweils einer auf die Palme und schneidet die Büschel mit
den Datteln vom Stamm ab. Diese lässt er anschliessend vorsichtig mit einem Seil
hinunter auf den Boden, der vorher sorgfältig mit Planen abgedeckt wurde. Gegen
Abend erhielten wir noch Besuch von einem Mädchen (Ilhan) und ihrem Bruder
(Adnan), die hier wohnen. Sie haben die Kinder gesehen und wollten ihnen einfach
Hallo sagen.
das Draa-Tal
Strassenszenen in Agdz
Geschichtenzeit
viele fast reife Datteln
im Palmengarten
Kasbah in Agdz
geerntete Datteln
Donnerstag, 11.10.2018
Als erstes stand heute ein Besuch des Donnerstags-Souks von Agdz auf dem
Programm. Wir erlebten hier einen ganz urtümlichen Souk mit allerlei Waren
(Gemüse, Früchte, Kleider, Schuhe, Lebensmittel, Möbel, Fenster, Fleisch,
Eisenwaren, Werkzeug, Haushaltsartikel, Schafen, Ziegen, Kühe, Hühner, etc.).
Das Gewusel und die improvisierten Stände waren absolut sehenswert. Es wurde
gehandelt, Waren lautstark angepriesen und geplaudert. Da standen ganze LKW voll
mit Zwiebeln oder Pick-ups voller Melonen. Schafe und Ziegen werden auf Pickups,
auf Motorrädern, in Autos, auf Eselkarren oder auf dem Dach von Bussen
transportiert. Wir waren fast die einzigen Touristen auf dem Markt und konnten
trotzdem unbehelligt überall hin. Nicht zuletzt ergänzten wir hier unseren
Gemüse- und Früchtevorrat. Der Besuch dieses Marktes ist eines der ganz grossen
Reisehighlights dieser Reise.
auf dem Souk in Agdz
Viehmarkt
Später fuhren wir über die Berge nach Ourzazate, wo wir unsere Vorräte (ausser
natürlich Früchte und Gemüse) ergänzten. Anschliessend hiess unser heutiges Ziel
Aït Ben Haddou, ein Ksar, der unter Unesco-Weltkulturerbe steht. Angesichts der
Busladungen voller Touristen, suchten wir erst einen Übernachtungsplatz bei der
Auberge
Kasbah du Jardin, verpflegten uns und suchten den Swimmingpool auf.
Später gingen wir zu Fuss zur bekannten Lehmsiedlung, die mit dutzenden
Souvenirgeschäften nicht mehr authentisch ist. Dafür werden die Gebäude laufend
wieder instand gestellt. Die Besuchszeiten der vielen Cars waren
glücklicherweise abgelaufen und die Anzahl Besucher wurde recht überschaubar.
Zurück beim Camper liessen wir uns zur Abwechslung Pizzas backen, die wir dann
vor dem Bus bei wolkenlosem Wetter und einem Glas Wein genossen.
Blick zurück ins Draa-Tal
Abkühlung
Aït Ben Haddou
traditionelle Bauweise
Blick zum Hohen Atlas
1001 Nacht...?
Teil 3