|
~ burgi-online.ch ~ | |||||||||
|
21.2.-13.3.2007
Teil 1 - mit dem Camper in Marokko Mittwoch, 21.02.2007 Kurz nach vier Uhr piepste der Wecker und gab den Startschuss für unsere Reise mit dem Wohnmobil nach Marokko. Wir packten die letzten Sachen in den Bus und fuhren los. Da ich vor ein paar Tagen vergessen hatte das Licht auszuschalten, musste ich den Bus am Montag beim Packen erst überbrücken. So hängte ich dann gestern das Ladegerät an. Trotzdem wollte der Motor heute erst nicht starten. Erst beim zweiten Versuch sprang er an. Wir fuhren auf der Autobahn A1 in Richtung Westschweiz. Nach Lausanne tankten wir noch kurz und hatten prompt wieder Probleme beim Starten. Also suchten wir in Genf eine Garage auf, wo aber der Bus keine Probleme zeigte. Einigermassen beruhigt verliessen wir die Schweiz und fuhren durch Frankreich nach Süden. Bei unseren Pausen bangten wir immer darum, dass wir anschliessend wieder weiterfahren konnten. So gegen 14 Uhr erreichten wir Sète, wo wir nochmals eine VW-Garage aufsuchten. Da aber auch hier das Starten kein grosses Problem war und der Garagist uns erst einen Termin am Freitag versprechen konnte, fuhren wir zum Hafen. Dort stellten wir uns in die Warteschlange und checkten anschliessend auf die Fähre ein. Um halb fünf Uhr begann dann schliesslich der Verladevorgang, der ziemlich unkoordiniert vor sich ging. Nach der Passkontrolle erhielten wir unseren Platz fast als letzte zugewiesen. Wir parkten im Bauch der estnischen Fähre „Fantaasia“ der Tallink (die Comanav-Fähre war wohl in Revision) und erhielten darauf an der Récéption die Schlüsselkarten für unsere Kabine. Anschliessend reservierten wir im Restaurant unsere Plätze fürs Znacht. Pünktlich um 19 Uhr verliessen wir den Hafen, womit wir nach der langwierigen Verladung eigentlich nicht gerechnet hatten. Nach dem Auslaufen genehmigten wir uns in der Bar einen Drink. Die Passagiere auf dem Schiff waren zur Hälfte Marokkaner und zur Hälfte französische Touristen, welche aber fast allesamt das Pensionsalter erreicht haben und mit dem Car oder dem Wohnmobil unterwegs waren. Beim Essen sassen wir mit zwei französischen Paaren am Tisch, die einen Wohnmobilisten (Frührentner) und die anderen etwas älter als wir und mit Geländewagen und Dachzelt unterwegs. Nach dem Znacht zogen wir uns dann bald in unsere Kabine zurück, wo wir schon bald darauf einschliefen.
Donnerstag, 22.02.2007 Sibylle weckte mich heute mit einem Kuss und einer süssen Überraschung zu meinem Geburtstag. Ihre Mutter hatte extra eine Rüeblitorte mit einer zuckersüssen Glasur und vielen Marzipan-Rüebli gebacken. Da wir das Zmorge sowieso verschlafen hatten, genehmigten wir uns im Bett noch ein Stückenchen Torte. Unser heutiger Tagesablauf auf dem Schiff beschränkte sich auf Rätsel lösen, Essen und Schlafen. Im späteren Morgen konnten wir bereits die ersten Grenzformalitäten für die Einreise in Marokko erledigen. Auch nach dem Zmittag genehmigten wir uns ein ausgedehntes Schläfchen. Da das Wetter nicht besonders schön war, verbrachten wir die meiste Zeit im Innern der Fähre. Zudem schwankte es zeitweilig doch auch ziemlich. Das Nachtessen war dann doch eher etwas speziell; nach einer Minestrone wurde uns ein Teller mit Schaffleisch und heissen gedörrten Pflaumen und Aprikosen, dekoriert mit Sesamsamen, serviert. Es war doch reichlich gewöhnungsbedürftig und ich hatte nach dem halben Teller „genug“. Abends spielte in der einen Bar noch eine marokkanische Tanzkapelle. Speziell auf dem Schiff war auch, dass ein Raum für die Muslime mit Teppichen ausgelegt und so zum Gebetsraum umfunktioniert wurde.
Freitag, 23.02.2007 Statt um elf Uhr wurde unsere Ankunft nun auf 13 Uhr vorhergesagt. So hatten wir noch genügend Zeit. Unterwegs sahen wir noch einige Delphine, die unser Schiff ein Stück weit begleiteten. Bis wir dann die Fähre verlassen konnten, unser Bus sprang auch nicht gleich an, war es schon etwas später. Zum ersten Defekt kam jetzt noch ein Pfeifton mit der Kupplung dazu. Sie pfiff zwischendurch beim Treten ziemlich laut. Nach den Zollformalitäten verliessen wir das Hafengelände und machten uns auf in die ungewohnte Stadt Tanger. Hier im Norden des afrikanischen Kontinentes war doch einiges ziemlich anders. Wir suchten erste eine VW-Garage, die wir nach Nachfragen und etwas Suchen auch fanden. Die Dame im Verkaufslokal zeigte uns den Weg zur Garage, die inmitten der Innenstadt lag. Aber da konnten oder wollten sie uns nicht helfen und verwiesen uns nach Ceuta, der spanischen Enklave. Wir wollten uns die Grenzformalitäten nicht nochmals antun und so beschlossen wir nach Assilah, einem Städtchen etwa 30 Kilometer südlich von Tanger zu fahren und dort auf dem Campingplatz zu übernachten. Von dort riefen wir die Garage zu Hause an (da bei Totalmobil niemand das Telefon abnahm). Ich schilderte dem Garagisten das Problem und er beruhigte uns, dass wir keinen weiteren Schaden anrichten und so weiterfahren können. Einigermassen beruhigt brachen wir zu einem Spaziergang entlang der der Strandpromenade auf. Der Himmel war ziemlich trüb und an die Hafenmauer brachen meterhohe Wellen. Zurück auf dem Campingplatz kochten wir uns Znacht und begaben uns schon ziemlich früh zur Ruh.
Samstag, 24.02.2007 Wir schliefen gut. Auch den Muezzin, der am frühen Morgen über Lautsprecher von seiner Moschee hinunter rief hörten wir nur mit einem Ohr. Nach dem Zmorge packten wir alles ein und bereiteten uns für die Abfahrt vor. Prompt konnten wir den Motor nicht starten. Mit Hilfe unseres Campingnachbars schoben wir den Bus auf den Weg. Inzwischen waren ca. 7-8 pensionierte Franzosen (allesamt längere Zeit mit dem Camper unterwegs) vor Ort und halfen uns das Auto anschieben. Dabei hatte jeder den besseren Tipp und alle waren stolz aus beiden jungen ihr Können zu beweisen. Wir waren auf jeden Falldankbar für die tatkräftige Hilfe und verliessen darauf den Campingplatz. Unsere Route führte uns Richtung Süden nach Meknes. Unterwegs lernten wir einen Teil Marokkos kennen; viele Schaf- und Ziegenherden wurden von ihren Besitzern entlang der Strasse gehütet. Esel sind immer noch ein sehr beliebtes Transportmittel. Es hat überall immer viele Leute am Arbeiten auf den Feldern oder solche, die gerade Pause machen. Die Polizei macht vor jeder grösseren Ortschaft Kontrolle. Wir durften jedoch meist problemlos weiterfahren. Unterwegs tankten wir voll und prompt wollte uns auch ein Händler Orangen verkaufen. Da wir aber noch welche hatten, lehnten wir dankend ab. Die Fahrt war recht interessant und schon bald erreichten wir Meknes. Als wir nach dem Weg zum Campingplatz auf unsere Karte schauen wollten, hielt schon ein Touristenführer auf seinem Mofa neben uns an und anerbot sich uns zum Campingplatz zu führen. Dabei sprach er fehlerfreies Italienisch, dass vor allem Sibylle besser verstand als sein Französisch. Wir folgten ihm und schon bald standen wir auf dem gesuchten Platz, den wir aber ohne ihn wohl noch länger gesucht hätten. Eigentlich hätte er uns auch gerne noch eine Stadtführung verkauft, was wir jedoch nicht beanspruchten. Nach einer Mittagspause in der warmen Sonne (über 20°C!) machten wir uns zu Fuss auf in die Altstadt. Entlang des Königspalastes kamen wir erst auf den „Place El Hedim“. Von dort spazierten wir auf engen Gässchen durch die Medina, wo allerhand Kleider, Stoff und Schuhe feilgeboten wurde. Zurück auf dem grossen Platz genehmigten wir uns in einem Restaurant etwas zu trinken und machten uns darauf noch in einen anderen Teil des Souks auf. Hier wurde in einer riesigen Menge von Leuten fast alles verkauft; von Gewürzen über Datteln und Nüsse bis hin zu Geschirr, Gemüse und Werkzeug. In einem speziellen Teil des Souks fertigten Handwerker Tische, Stühle, Betten und vieles mehr an. Sie hobelten, drechselten und schweissten zum Teil sitzend am Boden und in Werkstätten, die wenn überhaupt nur wenige Quadratmeter gross waren. Wir fühlten uns hier um Jahre wenn nicht Jahrhunderte zurückversetzt. Ein alter Mann verkaufte unterwegs direkt aus Körben von seinem Fahrrad kiloweise lebende Schnecken, die wohl hier als eine Art Delikatessen gelten. Der ganze Souk war sehr eindrücklich, da wir auch fast die einzigen Ausländer hier waren. Doch die vielen Eindrücke und Düfte sowie die vielen Menschen machten uns müde und so kehrten wir langsam wieder zum Campingplatz zurück. Nach einer kalten Dusche kochten wir uns Znacht und versuchten bei einem feinen Essen die vielen Eindrücke zu verarbeiten.
Sonntag, 25.02.07 Zum Zmorge konnte ich im kleinen „Lädeli“ des Campingplatzes frische Baguetten kaufen. Nachdem wir für die Abreise bereit waren, liessen wir den Bus rollen und darauf die Kupplung „schletzen, so dass der Motor nach dem kleinen Abhang ansprang. Wir fuhren dann in Richtung Fes. Unterwegs kauften wir für ca. 2 Franken 1 Kilo Tomaten, 1 Kilo Peperoni und dein halbes Kilo Gurken, alles frisch vom Feld. In der Ziemlich grossen Stadt Fes fanden wir dann nach einmaligem Fragen bei einem Polizisten rasch den Campingplatz „Le Diamant Vert“. Der Mann an der Récéption konnte sogar Deutsch und erklärte uns alles sehr genau. Zuerst assen wir etwas Zmittag und genossen die Sonne bei ca. 25°C. Um halb zwei Uhr machten wir uns dann auf in Richtung Zentrum. Mit dem Bus fuhren wir bis in die Neustadt, wo wir ein kleines Taxi bis zur Medina (Altstadt) nahmen. Entgegen aller Empfehlungen (Mann an der Récéption, Camper-Ehepaar im Bus) nahmen wir keinen Führer und erkundeten die Gassen auf eigene Faust. Mit ein bisschen Orientierungssinn und immer den gleichen Weg für zurück wie auf dem Hinweg nehmen, war das überhaupt kein Problem. Wir konnten stehen bleiben wo wir wollten und uns einige Dinge genauer ansehen. Nach einer Weile tranken wir in einem Restaurant einen typischen Thé Mente, wohl das marokkanische Nationalgetränk. Im Souk war viel zu entdecken; wir sahen Esel mit vielen Getränkeharassen oder Ziegelsteinen beladen oder exotisch Auslagen. Man konnte Hühner kaufen, die hinten im Gestell noch fröhlich gackerten, frischere Poulets gibt’s wohl nirgends. An anderen Ständen hingen halbe Schafe und sogar an einem Ort ein ganzer Kamelkopf. Nach den vielen Eindrücken setzten wir aus auf einem Platz auf eine Stufe und knabberten gebrannte Mandeln. Plötzlich bereitete sich vor uns ein Schlangenbeschwörer auf seinen Auftritt vor. Im Nu waren unzählige Zuschauer um ihn versammelt. Ich gesellte mich natürlich auch dazu. Er begann mit seiner Flöte zu spielen und die Schlange bewegte sich etwas. Als er merkte, dass ich (einziger Nichtmarokkaner) zuschaute, gab er alles, küsste die Schlange und wickelte sie sich um den Hals. Natürlich wollte er dafür auch ein Entgelt. Ich gab ihm etwas und entfernte mich dann wieder. Vorbei am Königspalast spazierten wir dann in die Neustadt und fanden auf Anhieb die uns von Totalmobil empfohlene VW-Garage. Gleich gegenüber stiegen wir dann in ein Taxi, das uns für ein paar wenige Franken zum ziemlich ausserhalb gelegenen Campingplatz brachte. Nach einem kleinen Apéro kochten wir uns Znacht und machten dann schon kurz darauf, von den Spaziergängen durch die Souks und den vielen Erlebnissen ziemlich ermüdet Nachtruhe.
Montag, 26.02.2007 Auch heute liessen wir den Bus zum Starten wieder anrollen. Ohne Probleme fanden wir den Weg in die Innenstadt zur Garage. Als wir in die Einfahrt fuhren, wurden wir bereits hereingewinkt. Glücklicherweise misslang auch hier ein Startversuch. Der Fehler, die Batterie, war schnell gefunden. Bis zu fünf Mechaniker waren zeitweise um unseren Bus versammelt und jeder schaute in den geöffneten Motorraum. Nach einer Stunde war die Batterie ersetzt und der Motor lief wieder problemlos an. Wir wurden aber noch auf die quietschende Kupplung und die bald zu erneuernden Bremsen hingewiesen. Ich bezahlte und schon kurz darauf (nach Ausstellen des Arbeitsprotokolles, der Quittung und des Ausfahrtscheines den ich dem Portier abgeben musste) verliessen wir die Stadt südwärts. Langsam fuhren wir den Bergen des Atlasgebirges entgegen. über Ifrane, das einen leicht europäischen Touch hat, gelangten wir nach Azrou und dann in die bekannten Zedernwälder. Uralte Bäume, die sehr hoch und mächtig wuchsen, bestimmten hier das Waldgebiet. Bei der „Cèdre Gouraud“, der ehemals höchsten Vertreterin ihrer Spezies hielten wir für eine Mittagsrast an. Zwischen den Bäumen lag noch vereinzelt Schnee und an einigen Orten tummelten sich Berberaffen. Die hier wild lebenden Affen sind weder scheu noch frech, sondern sassen ganz einfach am Boden oder in den Bäumen und liessen sich nicht stören. Nach unserer Pause fuhren wir ein Stück weiter zu See „Aguelmame del Sidi Ali“, einem Bergsee der ziemlich verlassen nicht weit neben der Strasse liegt. Wir genossen da längere Zeit das schöne Wetter und die absolute Ruhe. Nur zweimal kamen Schafhirten vorbei, die nach einer Zigarette fragten. Leider konnten wir ihnen nicht helfen und sie trotteten wieder davon. Der zweite, ein ziemlich alter Mann hatte ein Tuch ähnlich einem Turban um dien Kopf geschlungen und dazu hatte er nur noch einen einzigen Zahn im Oberkiefer. Auch sprach er nur Arabisch mit uns, da er kein Französisch sprach und verstand. Später fuhren wir dann weiter, überquerten den Col du Zad auf 2178m und standen kurze Zeit später vor einem überwältigenden Panorama. Im Vordergrund standen einige imposante alte Zedern und nach einer weiten öden Fläche ragten die hohen schneebedeckten Berge (knapp 3000 M.ü.M.) des hohen Atlas gegen den stahlblauen wolkenlosen Himmel. In Zeïda kauften wir uns noch etwas Brot und bogen kurze Zeit später auf den Camping Timney ab. Vor dem Bus genossen wir die letzten Sonnenstrahlen und kochten uns dann Znacht. Später folgte dann das Abenteuer Dusche, wobei wir heute warmes Wasser, wenn auch nur sehr wenig hatten.
Dienstag, 27.02.07 Wir standen bei wolkenlosem Wetter auf und so blieb es den ganzen Tag. Heute fuhren wir über den hohen Atlas, querten den 1907 Meter hohen Pass „Tizi-n-Talrhemt“ und gelangten dann in die Ziz-Schlucht. Der Fluss Ziz schlängelt sich hier durch die Berge, erst gesäumt von etwas Landwirtschaft und dann zunehmend Feldern mit unendlich vielen Dattelpalmen. In Errachidia kauften wir ein paar Dinge ein und assen etwas später an einem Aussichtspunkt hoch über dem Ziz-Tal mit Blick auf die Oase und verschiedene Kashbas unser Zmittag. Entlang der Oase (die sich entlang des Flusses zieht) kamen wir erst nach Rissani, von wo es dann durch die Wüste in Richtung Merzouga ging. Bei einer von uns ausgewählten Herberge, die auch Camping anbietet, bogen wir ab und fuhren ca. 4 Kilometer Piste bis nahe an die Dünen. Leider war da kein Platz mehr und man empfahl uns ein paar hundert Meter weiter den Camping „L’Ocean des dunes“, wo wir sofort einen Platz zugewiesen erhielten. Auch hier waren wieder mehrheitlich pensionierte Franzosen auf dem Platz. Bei einem Thé mente reservierten wir das Nachtessen und für den morgigen Tag einen Kameltour mit Übernachtung im Berberzelt. Danach zogen wir uns um und packten das alte Snowboard vom Veloständer. So ausgerüstet spazierten wir zu den Dünen und wählten die höchste als unser Ziel. Der Aufstieg war dann doch ziemlich schweisstreibend. Oben angekommen eröffnete sich ein wunderbarer Blick über die Dünenlandschaft und die angrenzende Wüste. Endlich schnallte ich das Snowboard an und genoss die erste Abfahrt. Insgesamt dreimal stieg ich wieder hoch, was wegen der direkten Linie den Puls jedes Mal hochschnellen liess. Die Sonne war schon fast hinter den Bergen am Horizont verschwunden, als wir uns an den Abstieg bzw. die letzte Abfahrt machten. Zurück auf dem Campingplatz genossen wir eine herrlich warme Dusche und entfernten so auch den letzten Sand. Gegen halb acht Uhr gingen wir nebenan ins Restaurant, wo wir erst einen Salat, dann einen typisch marokkanischen Eintop „Taijne“ und zu guter letzt noch ein Dessert serviert bekamen. Der Eintopf hat mir so gut geschmeckt, dass ich fas etwas zu viel ass. Nach einem Gespräch mit Hussein, dem Campingplatzchef bei einem Thé Mente, sanken wir schon bald müde in die Federn. Die vielen Eindrücke durch das teilweise recht exotisch wirkende Leben hier und die grossartigen Landschaften müssen auch erst verarbeitet werden.
Mittwoch, 28.02.2007 Nach dem Morgenessen machten wir uns erneut mit dem Snowboard unter dem Arm auf zu den Dünen. Wir stiegen nicht mehr auf die höchste Düne, sondern fanden davor auch eine guten Gelegenheit zum Sandboarden. Dieses Mal versuchte sich auch Sibylle, doch nach einer gelungenen ersten Fahrt bremste sie unfreiwillig mit vollem Körpereinsatz und küsste dabei den Sand. Nach einer Mittagspause auf dem Campingplatz schleppte uns der Hussein zum Berbergeschäft des Dorfes. Dort wurden uns verschiedenste Teppiche gezeigt, was uns beim Schlürfen eines Thé Mentes nicht gross beeindruckte. Wir waren wegen eines Turbantuches gekommen. Den Rest des Nachmittages relaxten wir vor dem Bus und bereiteten uns auf unsere Kameltour vor. Pünktlich um vier Uhr erschien Hassan, unser Begleiter, mit zwei Dromedaren. Rasch wurden noch ein paar Lebensmittel in die Tragetaschen verstaut und wir konnten aufsteigen. Beim Aufstehen der Dromedare empfiehlt es sich etwas am Sattel fest zu halten. Darauf ging es in Richtung der Dünen. Nach ca. einer Stunde kamen wir in einem abgelegenen Dünental an, wo bereits ein Berberzelt für die Nacht aufgebaut war. Während Hassan das Abendessen vorbereitete, schauten wir uns auf einer Düne den Sonnenuntergang an. Zurück im Zelt tranken wir erst einen „Whisky-Berber“, worauf dann eine feine Taijne mit Poulet serviert wurde. Auch ein Dessert gehörte natürlich dazu. Später sprachen wir noch etwas über dies und das, bevor unser Guide uns dann unser Bett auch Mätteli und Wolldecken bereit machte. Wir legten uns dann zur Ruh und genossen die absolute Stille, nur ab und zu unterbrochen durch ein leises Rülpsen der Dromedare.
Donnerstag, 01.03.07 Wir hatten sehr gut geschlafen. Gegen sieben Uhr standen wir auf und beobachteten auf dem nächsten Dünenkamm die aufgehende Sonne. Inzwischen war bereits unser Zmorge bereit. Es gab wieder Tee, frische harte Eier, Brot, Konfitüre, Käse und ein Joghurt. So gestärkt packten wir nach dem Frühstück unsere Sachen und Hassan holte die Dromedare, die sich zum Fressen von etwas Wüstengras ein paar Dünen entfernt hatten. Im schon warmen Morgenlichte ritten wir zurück zum Campingplatz. Wir verabschiedeten uns hier von Hassan und den Dromedaren und bedankten uns für das tolle Erlebnis. Nach einem Gespräch mit einem deutschen Ehepaar, das zum ersten Mal den Winter in Marokko (wie dies wohl auch hunderte pensionierte Franzosen in ihren Wohnmobilen tun) verbringt, genehmigten wir uns eine erfrischende Dusche. Nach einem Foto mit dem Bus unter Palmen vor den Dünen verabschiedeten wir uns vom Erg Chebbi (wo es übrigens als Spezialität in der Sahara auch einen See hat!) und kehrten zurück bis Erfoud. Nach einem Besuch beim Bankomaten setzten wir die Fahrt fort in Richtung Westen. Mit Mittags- und Tankpause erreichten wir Tinerhir, wo es zu Todra-Schlucht abzweigt. Gleich vor dem Tal gibt es einige sehr schöne alte Kashbas zu bestaunen. Auf dem Camping Atlas fanden wir noch ein Plätzchen. Nach einer Pause montierte ich die Velos vom Träger und wir machten uns auf den Weg zur eigentlichen Schlucht. Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir zwischen hohen Felswänden (bis 300 Meter hoch!) die engste Stelle. Hier hat gerade noch der Bach und die Strasse Platz. Doch wegen starken Regenfällen war die Strasse teilweise weggeschwemmt und an einigen Orten erst provisorisch wieder repariert worden. Nach der Schlucht machten wir eine Rast und genehmigten uns einige grosse Schlücke aus der Wasserflasche. Nach einer Weile kehrten wir um und begannen die Talfahrt. Aber schon bald war der angenehmere Teil unserer Velofahrt zu Ende, da ich mit meinem Mountainbike eine Scherbe oder einen spitzen Stein erwischt hatte und die Luft aus dem hinteren Reifen plötzlich weg war. So spazierte ich den grössten Teil der Talfahrt neben meinem Velo hinunter. Abends nach dem Znacht druckten wir dann noch ein paar Postkarten für Familie und Freunde zu Haus aus.
Freitag, 03.02.07 Heute fuhren wir durch das Dadès-Tal, der bekannten Route „Strasse der Kasbahs“ entlang in Richtung Westen. Unterwegs sahen wir etliche der alten Wohnburgen. Viele sind aber verlassen und inzwischen, da sie nur aus Lehm gebaut wurden, durch die seltenen Regenfälle am Verfallen. Am Stausee „El-Mansour-Eddahbi“ assen wir Zmittag. Aus dem Nichts tauchen hier in Marokko plötzlich Leute auf. Vor allem Kinder stehen dann längere Zeit einfach da und sehen zu. Derjenige Junge, der heute auch plötzlich da stand, verschwand dann aber kurze Zeit später wieder. Nach Ouarzazate stoppte uns plötzlich ein junger Marokkaner, der mit anderen Leuten eine Panne an ihrem Lastwagen hatte. Wir nahmen in mit in die nächst Ortschaft über den 1660 Meter hohen Pass „Tizi-n-Tinififft“ nach Agdz. Dort wurden wir zu einem Tee eingeladen, natürlich im Souvenir-Shop seines Cousins. Er und sein Cousin erzählten uns einiges über ihr Leben und ihre Arbeit als Berber-Karawanenführer durch die Sahara nach Mauretanien, Senegal und Mali. Dabei waren wir aber nicht sicher, ob alles wirklich stimmt was sie uns erzählten. Schliesslich tauschte ich zwei Sweatshirts, die ich sowieso selten trage, und etwas Geld gegen ein silbernes Armband ein. Wahrscheinlich hatten sie jetzt ein sehr gutes Geschäft gemacht, was uns aber egal war. Wir fuhren dann weiter durch das Drâa-Tal, welches eine einzige Oase ist, mit unzähligen Palmen und etlichen Kashbas. Bei Tansikht fuhren wir zu Auberge Malki, die oberhalb des Tales liegt und einen sagenhaften Ausblick über die Ebene und zu den angrenzenden Bergen freigibt. Wir wurden wieder zu einem Tee eingeladen und liessen uns hier Znacht kochen. Wir waren die einzigen Gäste hier und der Besitzer Ali sorgte trotz nur minimal vorhandenen Französischkenntnissen bestens für unser Wohl. Zum Abendessen setzten wir uns mit unseren eigenen Stühlen an ein Tischchen unter ein Zeltdach, worauf nach einem Salat eine feine Taijne mit Poulet serviert wurde.
Samstag, 03.03.2007 Um acht Uhr wurde uns draussen vor dem Bus das Morgenessen serviert. Wir erhielten eine feine „Berber-Omlette“ im charakteristischen Tontopf. Eine erfrischende Morgendusche musste leider ausfallen, da die Auberge momentan bis gegen Mittag kein fliessendes Wasser hatte. So starteten wir kurze Zeit später nach Agdz und über eine Nebenstrasse nach Tazenakht. Vor dieser Ortschaft bogen wir jedoch ab und folgten der Strasse nach en. Wir fuhren durch eindrucksvolle Steinwüsten, die jedoch immer wieder von kleinen Dörfern unterbrochen wurden. In Foum Zguid machten wir einen Tankstop und fuhren nachher wie immer bei Schulschluss durch den Ort. Uns schien, dass hunderte Schüler in dem kleinen Dorf mit dem Velo nach Hause fuhren und dabei fast die ganze Strasse in Anspruch nahmen. Ein paar Kilometer nach diesem Dorf machten wir mitten in der Wüste, die aber hier mit einzelnen Bäumen und Büschen versetzt ist, unsere Mittagspause. Die Strasse hier ist sehr schwach befahren, in den 1 ½ Stunden, die wir hier verbrachten, fuhren gerade mal eine Hand voll Autos vorbei. Frisch gestärkt fuhren wir dann weiter. Wir hatten geplant kurz vor Tissint in der Nähe eines Flussbettes in der Wüste zu übernachten (Tipp aus dem Campingführer!). Kurz nach dem Queren des Oued Tissint (Oued = Flussbett, das selten bis nie Wasser führt) sah ich am Strassenrand auf einem Felsbrocken ein grosse, ca. 50cm lange orange-schwarze Echse sitzen. Ich hielt an und fuhr ein Stück zurück. Leider war sie schon verschwunden. Beim Anfahren gab der Bus dann ganz eigenartige Geräusche von sich und ich konnte plötzlich nicht mehr kuppeln. Dabei schlug es mir noch das Kupplungspedal entgegen, so dass ein Teil des Pedals abbrach. An ein normales Weiterfahren war nicht mehr zu denken. Mobiltelefonempfang hatten wir auch keinen hier am Rande der Sahara. Ich marschierte etwa einen halben Kilometer zurück zum Oued, wo eine Gruppe Wohnmobilfahrer Pause machte. Sie fuhren jedoch in die entgegengesetzte Richtung weiter. Ich ging dann zurück und wir bereiten gerade, dass wir den Motor im ersten Gang ohne Kupplung starten wollten, da kamen zwei der Belgier angefahren und gaben uns nach einer Besichtigung des Problems den gleichen Tipp. Das ganze klappte dann soweit auch und später konnten wir dank dem Tipp des einen Belgiers, die auf der Gegenspur neben uns fuhren, bei 3000 Touren jeweils in den nächsten Gang schalten. So errichten wir das kleine Dorf Tissint. Bei der hier üblichen Polizeikontrolle (wir hätten ja durch die Wüste aus Algerien kommen können…) mussten wir dann halten. Zwei Polizisten halfen mir dann den Bus auf den nebenan liegenden Kiesplatz zu schieben. Als erstes riefen wir hier unserer Mobilitätsversicherung an und schilderten unser Problem. Gleiches taten wir bei einem Anruf nach hause. Nach einer Weile (ca. 2 Std.) erhielten wir dann Bescheid, dass wir morgen gegen Mittag abgeschleppt würden. So verbrachten wir die Nacht gut bewacht auf dem Kiesplatz; auf der einen Seite war die Polizei, auf der anderen Seite die Gendarmerie und auf der dritten Seite das Militär – alle 24 Stunden vor Ort und alle Wachen mit Blick auf unseren Bus! Später kam dann noch ein anders Wohnmobil mit einer jurassischen Nummer auf den Platz. Diese Familie ist ein Jahr unterwegs und bevorzug daher wohl kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten. So kochten wir dann halt mitten im Dorf unser Znacht. Später konnte ich mit dem Kanister der anderen Schweizer bei der Gendarmerie Wasser holen und unseren Tank wieder etwas auffüllen.
Sonntag, 04.03.07 Wir hatten gut geschlafen und waren gerade beim Abwasch als punkt neuen Uhr ein Abschlepplastwagen vorfuhr. Er kam aus Agadir (ca. 350 Kilometer von hier entfernt) und ging erstmal etwas essen. Wir bereiteten uns rasch vor und waren erfreut, dass der Lastwagen schon so früh eintraf. Pünktlich um zehn Uhr hatten wir den Bus verladen und wir starteten unsere Fahrt nach Agadir. Erst ginge es noch erstaunlich rasch vorwärts, doch bald kamen wir von der weiten Ebene in das Gebirge des Anti Atlas, worauf viele enge Kurven folgten Steigungen, die das Tempo rapide sinken liess. Dazu war der Chauffeur, der kaum französisch sprach nicht der schnellste Pilot; er liess einen möglichst hohen Gang bis der Motor schon fast abstellte. Der Lastwagen war auch ein Modell für sich; früher in der Nähe von Düsseldorf zugelassen, war er wohl wegen fehlendem TÜV in Deutschland nach Marokko verkauft worden. Sprünge in der Windschutzscheibe waren einfach mit einem farbigen Kleben geflickt, eine Scheibe fehlte ganz und war mit Karton und Klebeband ersetzt worden. Die Pneus hatten vor allem vorne kaum noch Profil und neben der Unordnung in der Kabine war auch die Firmenanschrift bemerkenswert, war doch der Name von Hand und nicht sehr im Winkel angebracht worden. Doch wir errichten Agadir nach zwei Pausen und rund 6 Stunden Fahrt gegen 18 Uhr. Doch dann war bei der VW-Garage niemand da und es mussten weitere Leute organisiert werden. Plötzlich waren dann ein Versicherungsvertreter und drei Leute von der Garage, u.a. der Chef persönlich, vor Ort. Wir konnten den Bus abladen und in den Hof stellen. Nachdem wir das Nötigste herausgenommen hatten, fuhr uns der Versicherungsmann zu einem nahen Hotel und besorgte uns ein Zimmer. Ziemlich erschöpft nahmen wir eine längere Dusche und gingen später Znacht essen. |
|
www.burgi-online.ch |