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Teil 1 - mit dem Mietwagen von Toronto via USA nach Calgary
Karfreitag, 14.04.2006 Kurz nach vier Uhr läutete unser Wecker und wir machten uns bereit für unsere Abreise. Wir hatten 5 Wochen vor uns, die Sibylle und ich zusammen mit ihren Eltern Rosmarie und Max in Kanada und z.T. etwas in den USA verbringen werden. Mein Vater begleitete uns an den Bahnhof Lenzburg, wobei wir erst Sibylles Eltern in Othmarsingen abholten und kurz darauf mit einem voll geladenen Auto in eine Polizeikontrolle gerieten. Nach einem Blick ins Auto und die Frage ob wir in die Ferien verreisen würden, liess er uns passieren. Schon nach kurzer Zeit waren wir am Flughafen, wo wir bald schon unser Gepäck einchecken konnten. Darauf frühstückten wir erstmal. Die Zeit verging rasch und schon bald konnten wir einsteigen. Wir fanden uns an Bord der Air Canada Boeing 767-300 inmitten von zahlreichen Indern, die mit diesem Flugzeug bereits von Delhi nach Zürich geflogen waren und jetzt nach einem Zwischenstopp nach Toronto weiterreisten. Der Flug war ruhig, nur das Filmprogramm und der Service bzw. die Stewardessen hätten besser bzw. freundlicher sein können. Bei der Landung in Toronto war dann das gleiche Wetter wie beim Start in Zürich; nass und trüb! Die Einreise verlief schnell und problemlos und das Gepäck war bereits zur Abholung bereit. Im nahen Parkhaus erhielten wir unseren Mietwagen einen Dodge Grand Caravan. Wir verstauten unser ganzes Gepäck im Auto (die hinteren drei Sitze konnten wir problemlos im Boden versenken) und fuhren zielstrebig unserem ersten Ziel, dem Motel 6 in Mississauga entgegen. Ich hatte dort bereits im voraus für die ersten zwei Nächte Zimmer gebucht. Zuerst legten wir uns für fast zwei Stunden aufs Bett und erholten uns etwas von der langen Reise. Gegen halb fünf Uhr fuhren wir an das Ufer des Ontario Sees und schnappten dort etwas frische Luft. Später schauten wir nach dem Bahnhof für den Ausflug nach Toronto von morgen. Da sich unser Hunger langsam aber sicher bemerkbar gemacht hatte, fuhren wir zum „Turtle Grill“ und verköstigten uns bei einem feinen Znacht. Nach einem sehr langen Tag, inklusive 6 Stunden Zeitverschiebung, kehrten wir gegen 21 Uhr zum Motel zurück.
Samstag, 15.04.2006 Wegen der Zeitumstellung waren wir alle mehr oder weniger früh aufgewacht. Um acht Uhr fuhren wir mit dem Auto zum Bahnhof Clarkson, wo wir auf den Zug umstiegen. Eine grosse Diesellok zog unseren Doppelstockzug direkt in die Union Station von Toronto. Dort kauften wir uns erst einen Orangesaft und ein paar Donuts zum Frühstück. Am Fusse des gewaltigen CN-Towers verdrückten wir das Süssgebäck. Gleich darauf war der höchst Turm der Welt (?), der CN-Tower unser Ziel. Mit einem Lift fuhren wir zum Sky Pod, der ersten Aussichtsplattform auf 342m. Auf einem Glasboden stehend kann man da zwischen seinen Füssen über 300 Meter in die Tiefe sehen, Ein etwas mulmiges Gefühl inbegriffen. Mit einem weiteren Lift gelangten wir zum Space Deck auf 447 m Höhe. Bei schönstem Wetter konnten wir eine fantastische Rundsicht auf die Wolkenkratzer, sowie die anderen Stadtteile Torontos und natürlich den Lake Ontario geniessen. Nachdem wir genug gesehen hatten, kehrten wir wieder auf die Erde zurück und spazierten entlang der Harbour Front zur Schiffsanlegestelle. Eine Fähre brachte uns dann zu den vorgelagerten Toronto Islands, wo wir erst unsere knurrenden Mägen besänftigten. Anschliessend begutachteten wir die grandiose Skyline dieser Metropole, welche natürlich vom CN-Tower dominiert wird. Wir spazierten darauf noch etwas zum Strand und kehrten im späteren Nachmittag aufs Festland zurück. Durch die hohen Häuserschluchten schlenderten wir in Richtung China-Town. Da wir insgesamt schon sehr aktiv waren, liess allmählich unsere Leistungsfähigkeit ab. Insbesondere Max war nach seinen Operationen vom letzten Herbst noch nicht an „Märsche wie im Militär (Originalton Max) gewöhnt. Im Chinesen-Viertel assen wir Znacht, wobei es aber beim Bestellen zu einigen Unstimmigkeiten kam, die wir wegen des sonderbaren Englisch der Angestellten wohl nicht recht verstanden hatten. Auch Max hatte uns einmal nur mit einem Ohr zugehört und das Wort „Hund“ gehört. Ganz abrupt hörte er auf zu kauen, da er meinte, dass ihm Hundefleisch serviert worden war. Unter lautem Gelächter konnten wir ihm aber versichern, dass er Schweinefleisch erhalten hatte. Trotzdem waren zum Schluss alle satt. Für den Rückweg zum Bahnhof nahmen wir dann das Tram, mussten aber kurz vor dem Ziel wegen Bauarbeiten noch auf einen Bus wechseln. In einem zügigen Tempo stiegen wir dann in der Union Station auf den Zug um, da wir sonst eine ganze Stunde auf den nächsten Zug hätten warten müssen. Auch das schafften wir mehr oder weniger ausser Atem erfolgreich. Gegen neun Uhr erreichten wir dann wieder das Motel, wo alle ziemlich erschöpft schon kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf sanken.
Ostersonntag, 16.04.2006 Wir packten heute morgen unsere Sachen und machten uns auf den Weg um ein paar Sachen zum Zmorge einzukaufen. Schliesslich genossen wir ein einfaches Zmorge auf einem Bänkli. Obwohl die Sonne schien, liess uns der kalte Wind bald weiterfahren. Unser erstes Ziel heute waren die Niagara Fälle. Nach etwa einer Stunde erreichten wir diese. Inzwischen war es leider stark bewölkt. Die Wassermassen, die da in die Tiefe stürzen beeindruckten uns sehr (6 Mio. m3/Sek.). Durch den Wind und die Gischt wurde ein grosser Teil auch zu den Zuschauern getragen. Wir bestaunten das Naturschauspiel von verschiedenen Stellen aus. Schon bald meldeten sich unsere knurrenden Mägen. Mit Pizza und Salat konnten wir unseren Hunger beruhigen. Unsere Mittagspause gönnten wir uns auf einem windgeschützten Bänkli in einem Park mit direktem Blick auf die Wasserfälle. Inzwischen waren die Wolken grösstenteils verschwunden und die Sonne dominierte wieder am Himmel Gut erholt kehrten wir schliesslich nach längerer Zeit zum Auto zurück. Nun übernahm Sibylle das Steuer und pilotierte uns durch den recht intensiven Osterverkehr nach Norden. Unser Ziel war heute St.Jacobs, ein kleines Dörfchen im Gebiet der Mennoniten. Dort suchten wir erst eine Unterkunft, welche ich schliesslich in einem Bed and Breakfast (Village B’nB) fand. Wir bezogen im Haus der älteren Dame „Joyce“ unser Zimmer und machten uns kurz darauf zu einem Spaziergang durch das Dörfchen Auf. Zahlreiche Geschäfte würden hier handwerkliche Arbeiten und Kunstwerke anbieten, hatten aber bereits geschlossen. Wir sahen auch einige Mennoniten, die mit ihren von Pferden gezogenen Buggies (kleine schwarze Kutschen) unterwegs waren. Diese Minderheit ist sehr konservativ und lebt ohne den Fortschritt (kein Strom, kein Telefon, kein Auto, keine modernen Maschinen, etc.). Schliesslich kehrten wir zum Znacht in einem Restaurant ein. Die reichhaltigen Buffets passten uns sehr und unsere Bäuche waren später fast zum Platzen voll. Wieder kehrten wir darauf total geschafft in unsere Unterkunft zurück.
Ostermontag, 17.04.2006 Heute morgen besuchten wir erst ein paar Geschäfte und Max kaufte sich einen neuen „Rasenmäher“, da sein Rasierapparat nicht mit 110 Volt läuft. Später kaufte er sich noch eine Dächlikappe, da seine für das momentane Wetter viel zu warm war. Später verliessen wir St. Jacobs bei einmal mehr wunderschönem Wetter. In Elmira, dem nächsten Dorf, suchte Rosmarie noch ein Quilt-Geschäft auf (Quilten = eine spezielle Nähtechnik mit vielen verschiedenen Stoffen, womit man hauptsächlich Decken näht.). Auf unserem weiteren Weg fuhren wir auf Nebenstrassen und entdeckten den einen oder anderen Mennoniten-Bauern bei der Arbeit auf dem Feld mit seinen Pferden. Mit bis zu vier grossen Kaltblütern sahen wir einen Farmer beim Eggen. In Stratford, einem kleinen Städtchen, genossen wir unseren Lunch an der Sonne auf einem Tisch im Park an einem Fluss. Zumeist über Landstrassen ging unsere Fahrt weiter in Richtung Westen. Bei … machten wir einen kleinen Abstecher an den Huron-See und genehmigten uns eine Glace. Kurze Zeit später verliessen wir Kanada über eine grosse Brücke, die nach Port Huron in die USA führte. Dort begann dann das Einreiseprozedere der Vereinigten Staaten. Wir mussten alle vier ins Büro und die Formulare ausfüllen. Daneben mussten wir einige Fragen beantworten. Da der Beamte Smith nicht sehr zügig arbeitete (was aber bei dieser Behörde normal oder sogar Absicht ist), hatten wir doch fast eine Stunde inkl. Wartezeit. Ein weiterer Grund war auch, dass Rosmaries Fingerabdruck sich wegen ihrer jahrelangen Strickarbeit fast nicht mehr einscannen liess. Eine Kontrolle des Autos liessen sie bei uns jedoch im Gegensatz zu den Asiaten neben uns sein. Da es nun schon vorgerückter Nachmittag war, fuhren wir darauf zügig in Richtung Detroit, wo wir in einem Motel 6 noch Zimmer fanden. Später kehrten wir einem (Pseudo-) Italienischen Restaurant ein. Ich genoss ein feines Znacht mit einem schön grossen Schweinefilet auf dem Teller. Für ein Dessert blieb niemandem von uns mehr Platz im Bauch. So kehrten wir bald ziemlich müde zurück ins Motel und schliefen schon kurze Zeit später ein.
Dienstag, 18.04.2006 Um acht Uhr verliessen wir das Motel bereits und kauften auf unserem Weg nach Süden noch kurz ein. Unser Ziel war das Henry Ford Museum, von wo Max und ich nach einer eiligen Zmorgeverpflegung eine Besichtigung der Ford-Werke gebucht hatten. Während Sibylle und Rosmarie die Sonne vor dem Eingang zu einem Freiluftmuseum genossen, wurden wir mit einem Bus zum riesigen Ford-Fabrikareal geführt. Nach einem Besuch im Visitorcenter mit audiovisuellem Shows zur Geschichte und Herstellung von Autos führte die Tour in die Schlussmontagehalle, wo die Ford-Pickup’s F150 zusammengebaut werden. Wir konnten beobachten wie der Rohkarosserie Bauteil um Bauteil hinzugefügt wurde bis zum Schluss der fertige Geländewagen auf dem Platz stand. An den verschiedenen Arbeitsplätzen werden am Fliessband einfach einzelne Teile montiert, z.B. pro Minute ein Armaturenbrett! Nach der interessanten Tour wurden wir mit einem Bus wieder zurückgeführt. Die beiden Frauen hatten inzwischen etwas Farbe angenommen – meist braun, stellenweise doch eher rot. Nach einem Zmittags-Picknick fuhren wir weiter in Richtung Süden. Plötzlich staute sich leider der Verkehr auf der Interstate. Wegen eines Unfalles und einer grossen Baustelle verloren wir ca. eine Stunde und wichen schliesslich auf Hauptstrassen aus. Via Toledo gelangten wir auf einen Highway Richtung Westen. In Toledo erinnerten mich Wegweiser wie „Willys Parkway“ und „Jeep Parkway“ daran, dass auch mein Jeep aus dieser Stadt stammt. Leider wurden die letzten Hallen der ehemaligen Willys-Fabrik vor einigen Jahren abgerissen. Unsere Fahrt führte uns schliesslich ins Gebiet der Amish-People nach Shipshewana. Im Super 8 Motel erhielten wir die letzten beiden freien Zimmer. Bereits auf dem Hinweg hatten wir einzelne Höfe und „Buggies“ dieser Gemeinschaft gesehen, die den Fortschritt verweigert. Zum Nachtessen kehrten wir in einem kleinen Restaurant ein, wo jedoch auch Amish-Frauen arbeiteten und auch amische Leute Znacht assen. Da das Lokal bereits um acht Uhr schloss, machten wir uns schon bald auf den Rückweg.
Mittwoch, 19.04.2006 Da es in diesem Motel auch Frühstück gab, genossen wir dieses ausgiebig. Wir konnten sogar selber Waffeln herstellen, welche wir dann mit Ahornsirup verspeisten. Später machten wir aus auf ins Dorf, wo wir einer Auktion für Antiquitäten und antikes Spielzeug beiwohnten. Mehrere Gantrufer versteigerten über Lautsprecher in einem horrenden Sprechtempo irgendwelche alten Möbel. Danbeben sahen wir auch wieder viele Amish-People und ihre fahrbaren Untersätze. Auf unserer Weiterfahrt entdeckten wir auf einem Feld einen Bauer, der seinen Acker mit sechs Pferden umpflügte. Das war ein sehr beeindruckendes Bild. Später kauften wir in einer Käserei einige Spezialitäten und in einer Bäckerei Brot und eine Rhabarberwähe. Darauf fuhren wir an den Lake Michigan, wo wir im Indiana Dunes State Park unsere Mittagspause genossen. Im früheren Nachmittag machten wir uns dann an die Weiterfahrt. Wir durchquerten mit einer ewigen Umfahrung und sehr viel verkehr die Millionenstadt Chicago. Da verloren wir dann doch einiges an Zeit. Doch schliesslich näherten wir uns unserem Ziel „New Glarus“ ziemlich schnell. Die grosse Umleitung vor dem und zum Dorf konnte uns dann nicht mehr gross beeindrucken. Schon auf den letzten Kilometern gab es manch bekanntes zu sehen, neben einer Garage „Voegeli“ und einigen Schweizer-Flaggen begegnete uns plötzlich mitten auf der Strasse eine Kuh. Endlich erreichten wir das Dorf und checkten im „Swiss Aire Motel“ ein. Später gingen wir im „New Glarus Hotel" Znacht essen. Hier werden hauptsächlich Schweizer Spezialitäten serviert. Unsere Wahl ging von Chnöpfli und Röschti bis zu meiner „Kalberwurst“, einem Stück einer sehr grossen Kalbsbratwurst. Dazu genoss ich erst noch ein lokales Bier der „New Glarus Brewery“. Kurz vor dem Verlassen des Restaurants trafen wir noch den Wirt an, der ein ausgewanderter Schweizer ist und jetzt in New Glarus seit 30 Jahren dieses Restaurant und ein grosses im Chalet-Stil gebautes Hotel führt. Ein Wort ergab dann das andere und schliesslich fanden wir heraus, dass sein bester Freund in Möriken wohnt und ich dessen Tochter kenne. Wir kehrten dann noch bei ihm in der Bar ein, wo er uns prompt einlud. Es ergaben sich einige interessante Gespräche. Später erschien noch die Küchenchefin, eine junge Schweizerin, die jetzt seit einem Jahr hier arbeitet. Bettina, so heisst sie, erzählte uns einiges über das Leben hier. Wir genehmigten uns noch eine zweite Runde und später gingen Max und ich mit Bettina noch in eine Dorf-Bar für einen Schlummertrunk. Sibylle und Rosmarie kehrten ins Motel zurück und hatten noch reichlich Aufregung wegen einer liegen gelassenen Handtasche, währen wir uns angeregt bei einem von Bettina offerierten Bier unterhielten. So nach elf Uhr machten wir uns dann auf den Rückweg zum Motel.
Donnerstag, 20.04.2006 Da wir heute eine längere Wegstrecke zurückzulegen hatten, fuhren wir kurz nach acht Uhr im Motel ab. In der Dorfbäckerei kauften wir uns Donuts und Gipfeli (eine Seltenheit hier!). Wir frühstückten dann an der warmen Morgensonne vor dem alten Bahnhofsgebäude von New Glarus. Später spazierten wir noch etwas durch die Strassen und machten auch einen Abstecher zum Friedhof. Das war ganz interessant, denn da waren hauptsächlich Grabsteine (ca. 95%) mit Schweizer Namen zu finden. Anhand der Geburts- und Sterbedaten liessen sich die letzten 150 Jahre, die Zeit seit den ersten Einwanderern rekonstruieren. Die ganze Geschichte war für mich ziemlich interessant. Wir kauften dann ein paar Dingen ein und machten uns schliesslich um ca. halb elf Uhr auf unsere lange Fahrt vom Süden Wisconsins nach Pelican Rapids in Minnesota. Auf den Strassen und schliesslich auf der Interstate war wenig Verkehr und wir kamen gut voran. Die Landschaft änderte sich von Farmland (fast wie in der Schweiz im Mittelland), über grössere Waldgebiete hin zu vielen Seen inmitten von Wald und Äckern in Minnesota. Bei der Umfahrung der beiden Städte St.Paul und Minneapolis kam der Verkehr wegen der Dichte und plötzlichen Gewitterschauern ziemlich ins Stocken. Da wir uns regelmässig mit Fahren abwechseln konnten, erreichten wir kurz nach 19 Uhr Pelican Rapids, wo wir direkt zu Sibylles Gotte Micheline und Bob fuhren. Wir stärkten uns bei einem feinen Znacht und hatten uns dabei natürlich viel zu erzählen.
Freitag, 21.04.2006 Wir schliefen heute etwas länger, da wir schliesslich nun bereits eine Woche unterwegs sind. Nach einem ausgiebigen Frühstück schauten wir uns etwas das Dorf an. Wir besuchten erst die Bibliothek, dann die Brockenstuben und einige andere Geschäfte. Schliesslich gingen wir zum „Senioren-Mittagstisch“ Zmittag essen. Bei unserem Eintreffen wurden wir schon etwas schräg angeschaut, waren wir doch mit Abstand die Jüngsten. Heute spielte noch eine Country-Band (alle drei über 70 Jahre alt). Das Mittagessen war halt eher für ältere Leute, Kartoffelstock mit sehr gut gekochten Rüebli und ebensolchem Fleisch. Nach dem Essen wurden wir noch vorgestellt und kurz darauf setzte sich erst eine Frau und später deren Ehemann zu uns an den Tisch. Der Mann hatte auch Schweizer Wurzeln und hiess Jacobs (eigentlich Jacob aber wegen eines Fehlers in der US-Administration mit einem „S“ am Schluss!). Sein Grossvater war in die USA ausgewandert und kam aus dem Bernbiet und von Vogelsang bei Brugg. Zudem hiess seine Grossmütter früher Müller. Dies war recht spannend zuzuhören. Leider sprach er nur noch ein paar wenige Wörter Deutsch. Er war zusammen mit einem Musikanten der Country-Band für die USA im Korea-Krieg und war wegen dessen Auftritt extra aus Fergus Falls angereist. Max, Bob, Sibylle und ich fuhren am Nachmittag dann nach Detroit Lakes in den Walmart, währenddessen Micheline und Rosmarie an einem Kaffeekränzchen mit Freundinnen von Micheline teilnahmen. Wir stöberten in dieser Zeit durch das riesige Sortiment des Einkaufzentrums und erstanden neben Esswaren für die weitere Reise auch elektrische Zahnbürsten, Kleider und Schuhe. Zudem kaufte ich zwei Walkie Talkies, dass wir während unserer Reise in Kanada von Camper zu Camper sprechen können. Für die Rückfahrt mussten wir uns schon fast beeilen, da wir auf sechzehn Uhr bei einer Kollegin von Micheline zum Kaffee eingeladen waren. Die sehr rüstige Rentnerin (Marvel wird im August 90 Jahre alt), zeigte uns viele hervorragende, selbst gemachte Handarbeiten, die vor allem Rosmarie entzückten. Zum Zvieri servierte uns die Dame Glace mit heissen Himbeeren und selbstgebackene Cookies mit Kaffee bzw. Tee. Sie mästete uns schon fast mit dem Gebäck. Später kehrten wir zurück und genossen etwas das Nichtstun, umso mehr, dass nach dem regnerischen Wetter nun die Sonne schien und sämtliche Wolken verschwunden waren. Zum Znacht gingen wir dann ins Dorf Pizza essen.
Samstag, 22.04.2006 Für heute hatten wir einen Ausflug geplant. Doch nach dem Frühstück fuhren wir erst zu einer weiteren Freundin von Micheline, die uns oder vielmehr Rosmarie ihre Quilt-Handarbeiten zeigte. Für uns war das nicht sehr spannend und so waren wir froh, als es endlich los ging in Richtung „Itasca State Park“. Obwohl der Park nur etwa drei Dörfer entfernt liegt, brauchten wir für die Strecke 90 Minuten. Wir genossen diese Fahrt jedoch, da es unterwegs viel Wald und sehr viele Seen hatte. An einigen Stellen erinnerte uns das Ganze sehr an skandinavische Regionen. Der Hauptteil des Parkes war der Lake Itasca, woraus der über 3000 km lange Mississippi-River entspringt. Ich spazierte barfuss durch den langen Strom, was an anderen Stellen des Flusses unmöglich ist. Bei unserem Picknick am Ufer des Sees entdeckten wir zwei Wasserschildkröten. Nach der Mittagspause bewahrte ich die anderen vor einem Riesenschreck, da sie fast auf eine riesige ungeheuerliche Schildkröte mit langen grossen und einem langen Schwanz mit Zacken traten. Die anderen hatten die sicher 25 x 50 cm grosse Kreatur auf dem Fussweg nicht gesehen (wieso auch immer!). So ein Tier hat niemand von uns je vorher gesehen. Später fuhren wir dann einen anderen Weg zurück nach Pelican Rapids. Eigentlich wären wir gerne noch etwas länger dort geblieben, aber plötzlich hiess es, dass wir jetzt gehen würden. Als wir zurück waren, setzten wir uns vor dem Haus noch etwas mehr als eine Stunde in die Sonne. Es war so warm, dass ich in kurzen Hosen, im T-Shirt und barfuss da sitzen konnte. Nach sechs Uhr fuhren wir dann zu Laura und Charly an den Lake Lida, wo wir bereits vor drei Jahren zweimal waren. Nach einem Apéro an der Bar gab es ein sehr feines Nachtessen mit allem im Überfluss, wie wir dies auch bereits kennen. Es war ein ganz lustiger Abend und wir kehrten später mit viel zu vollen Bäuchen zurück. Max hatte sogar von Charly eine noch fast volle Flasche Malibu „zur weiteren Verwendung“ erhalten. Bevor wir ins Bett gingen, spazierten Sibylle und ich noch etwas durchs Dorf.
Sonntag, 23.04.2006 Nachdem wir bei Micheline und Bob alles gepackt und verladen hatten (was gar nicht so einfach war, da sie uns Esswaren für fast eine halbe Kompanie mitgaben!), fuhren wir alle nach Fargo, wo sie uns zu einem Brunch einluden. Bei diesem Buffet gab es aber mehr schon fast Mittagessen statt nur Frühstück. Schon fast mehr als satt verabschiedeten wir uns von Micheline und Bob und fuhren nach Westen. Wir hatten uns zu Gunsten eines Besuchs des Yellowstone Nationalparkes gegen einen Flug nach Calgary entschieden. So stand uns heute eine ziemlich lange Fahrt bevor. Wir starteten bei ca. 20°C und wolkenlosem Himmel in Fargo und durchquerten rasch North Dakota. Leider fiel ein geplanter längerer Halt beim Theodor Roosevelt Nationalpark im Gebiet der Badlands ins Wasser. Dort war sehr kalt und windig, zudem peitschte es uns Regen und einzelne Hagelkörner ins Gesicht. Daher entschieden wir uns für eine Weiterfahrt bis nach Billings statt nur bis Miles City, wie ich eigentlich geplant hatte. Unterweg durchfuhren wir auch Gebiete, die etwas mit weissem Schnee „gezuckert“ waren. Im Motel 6 fanden wir noch Zimmer und gingen dann zum Znacht nur einen Salat essen, da wir uns in den letzten Tagen doch ziemlich üppig verpflegt hatten (oder wurden…). Bald darauf gingen wir zurück in die Zimmer, obwohl wir die heutige „Marathonfahrt“ von mehr als 1000 Kilometer dank intensivem Fahrerwechsel und wenig Verkehr nicht als anstrengend empfunden hatten.
Montag, 24.04.2006 Heute morgen war es draussen ziemlich kalt, so dass wir gleich im Motelzimmer noch etwas frühstückten. Nachdem wir aufgetankt und unsere Vorräte ergänzt hatten, fuhren wir los in Richtung Yellowstone Nationalpark. In Gardiner suchten wir erst eine Unterkunft. Diejenige, welche wir vor drei Jahren gewählt hatten, verfügte leider nicht mehr über genügend Platz zu vernünftigen Preisen, so dass wir schliesslich das Super 8 Motel wählten. Kurz darauf fuhren wir in den Park, wo wir als erstes picknickten. Vom Regen und Schneefall, den wir auf der Hinfahrt hatten, blieben wir hier glücklicherweise verschont. Zwischendurch tauchte sogar ein Sonnenschein durch die Wolkendecke. Als erstes besichtigten wir die Mammoth Hot Springs, die aber bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren aktiver und interessanter waren. Viele Kalkterrassen waren das letzte Mal mit Wasser in allen Farben gefüllt und lagen jetzt ganz trocken da. Später fuhren wir nach Osten in Richtung des Nordosteinganges. Unterwegs sahen wir einige Hirsche und etliche Bisons. Am selben Picknicktisch wie letztes Mal assen wir Zvieri. Auf der Rückfahrt nach Gardiner trafen wir etliche Büffel mitten auf der Strasse an. Nach einer Ruhepause gingen wir essen und da wir dort gute Erfahrungen gemacht hatten, wählten wir wieder das gleiche Restaurant. Eine Alternative zu finden wäre jedoch auch nicht sehr einfach gewesen, da um diese Jahreszeit noch einiges geschlossen ist.
Dienstag, 25.04.2006 Heute verbrachten wir den ganzen Tag im Yellowstone Nationalpark. Erst telefonierten wir aber noch Märk, der gerade schon Feierabend hatte. Darauf fuhren wir in den Park und dann nach Süden. Wir besuchten die vielen heissen und dampfenden Löcher und entdeckten viele Tiere. Dieses Mal war die Strasse zum grossen Canyon des Parks geöffnet. Obwohl in diesem Gebiet noch viel Schnee lag, war der Blick weit hinunter bis zum Fluss mit den vielfarbigen Abhänge sehr beeindruckend. Beim Aussichtspunkt zu den „Upper Falls“ assen wir Zmittag. Gerade rechtzeitig waren wir wieder im Auto, da nun heftige Schneefälle einsetzten. Wir kehrten zurück nach Norris und von da in Richtung Madison. Unterwegs hörten die Niederschläge auf und die Sonne setzt sich langsam aber sicher wieder durch. Neben vielen Buffalos, Hirschen und Graugänsen sahen wir heute noch zwei Wölfe. Leider blieben uns Elche und Bären verborgen. Ein weiterer immer wieder faszinierender Anblick ist der Geysir „Old Faithful“. Wir sassen auf den Bänkli in der Sonne, knabberten etwas und bestaunten dann die Wasserfontäne. Auf dem Weg zum Westeingang schauten wir uns weitere heisse Quellen und Geysir an. Etliche Male hielten wir auch Halt wegen der vielen Tiere. Gegen halb sieben Uhr erreichten wir West Yellowstone, wo wir im Motel „Dude“ zwei Zimmer bezogen. Ziemlich hungrig assen wir in der „Wild West Pizzeria“ gleich daneben Znacht.
Mittwoch, 26.04.2006 Nach dem Zmorge verliessen wir den Ort West Yellowstone und fuhren durch ein schönes Gebiet via Ennis nach Virginia City. Dieser Ort wird als Geisterstadt angegeben, ist aber teilweise bewohnt. Trotzdem hat es viele alte Häuser, die im Zustand von ca. 1900 erhalten sind. Da noch nicht Saison ist, waren wir fast die einzigen, die den Ort besichtigten. Wir schlenderten entlang der Hauptstrasse und genossen bei schönstem Wetter etwas die Ambiance vergangener Zeiten. Nur 1 ½ Meilen weiter ist die nächste Ghost Town Nevada City. Diese hat mir noch besser gefallen. Im Sommer könnte man hier durch ein ganzes Dorf aus vergangenen Tagen spazieren, uns blieb aber nur die Häuserzeile an der Strasse. Auf der anderen Strassenseite stand der Bahnhof, von wo eine Dampfbahn in der Hauptsaison Touristen nach Virginia City führt. Daneben stehen überall alte Wagen und anderes eisenbahntechnisches Material. Etwas weiter vorne waren viele Gerätschaften aufgestellt, womit früher das ganze Tal nach Gold umgegraben wurde. In einem Lokschuppen entdeckte ich neben einer Dampfmaschine eine kleinere und eine wunderschön restaurierte grosse Dampflokomotive. Da uns inzwischen der Magen deutliche Knurrzeichen gab, fuhren wir etwas zurück und picknickten an einem Fluss. Wir genossen die Pause an der warmen Sonne bis in den Nachmittag hinein. Gegen drei Uhr fuhren wir weiter, erst das Tal hinunter und dann weiter Richtung Norden. In diesem Tal war mehrere Kilometer lang alles von den Goldsuchern umgegraben worden, was ziemlich eindrücklich war. Später fuhren wir durch schöne weite Landschaften mit ständigem Blick auf die schneebedeckten Rocky Mountains weiter. Wohl der schönste Abschnitt war durch das Tals des Missouri, der hier zwischen Bergen und felsiger Landschaft seinen Platz beschlagnahmt hat. In Great Falls bezogen wir im Motel 6 Zimmer und fuhren etwas später zum Walmart. Nach einem kleinen Znacht streiften wir durch die Gestelle und kramten das eine oder andere. Als krönender Abschluss genehmigten wir uns bei Dairy Queen einen Blizzard (grosse Glace).
Donnerstag, 27.04.2006 Nach dem Frühstück im Zimmer verliessen wir das Motel, tankten unseren Dodge auf und verliessen die Stadt in Richtung Norden. Unser heutiges Ziel hiess Calgary. Wir durchquerten weitläufiges Weideland mit ungezählten Rinderherden und schier unendliche Äcker, auf denen im Sommer jeweils Weizen geerntet werden kann. Die Farmer waren überall am Ackern, eggen und Säen, teilweise in einem Arbeitsgang mit riesigen Traktoren (z.T. mit Raupenantrieb statt Rädern), die eine ganze Reihe landwirtschaftlicher Geräte hinter sich herzogen. Inmitten der weiten Landschaft fuhren wir plötzlich an den Zoll, wo wir erneut unsere Pässe zeigen und abstempeln lassen mussten. Das Prozedere war hier allerdings kurz und schmerzlos. In Lethbridge, der ersten Stadt im kanadischen Staat Alberta, verbrachten wir unsere Mittagspause. Wir holten beim Subway feine Sandwiches und genossen diese an der Sonne. Wie schon bald üblich bei uns, verwöhnten wir uns anschliessend mit einem Nickerchen. Gegen drei Uhr brachen wir auf. Bei einem Supermarkt telefonierte ich noch meiner Schwester Susette, die heute neben ihrer Diplomfeier auch gleich noch auf ihr erfülltes erstes Vierteljahrhundert anstossen kann. Gegen Abend erreichten wir Calgary und suchten erst den Standort unseres Campervermieters auf, der glücklicherweise gleich in der Nähe des Flughafens ist. Anschliessend quartierten wir uns im Super 8 Motel ein. Hier waren die Preise doch einiges höher, verglichen mit den Unterkünften von Sheraton, Hyatt, Hilton, etc., die in unmittelbarer Umgebung liegen aber durchaus bezahlbar. Zum Znacht gönnten wir uns in einem Restaurant auf der gegenüberliegenden Strassenseite ein feines Stück Fleisch.
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